Isla de la Juventud ist eine 2.204 km² große Insel vor der Südküste Kubas. Sie ist die größte Nebeninsel des kubanischen Archipels und übertrifft hinsichtlich der Fläche bekannte Karibikinseln wie Dominica, Barbados und Curaçao.
Isla de la Juventud – unentdeckte Perle in der Karibik
Die Isla de la Juventud führt unter touristischen Aspekten bis heute ein Schattendasein. Nur wenige Touristen verirren sich auf die sechstgrößte Karibikinsel und überzeugen sich mit eigenen Augen vom landschaftlichen Reichtum des Eilandes. Zwar können die naturbelassenen Strände am Karibischen Meer nicht mit den Traumstränden der Ferienregionen Varadero oder Cayo Santa Maria mithalten, doch dafür herrscht hier kein touristischer Trubel. Entspannen können Urlauber an der kaum frequentierten Playa Paraiso, die direkt neben einem ehemaligen Gefängnis liegt. Auch die Playa Bibijagua eignet sich hervorragend, um am Karibischen Meer einen Urlaubstag zu verbringen. Eine Besonderheit ist die dunkle Färbung vieler Strände an der Südküste der Isla de la Juventud. Sie ist auf das vermehrte Vorkommen von dunklem Marmor an diesem Küstenabschnitt zurückzuführen. Die Marmorhügel südwestlich der Inselhauptstadt Nueva Gerona sind darüber hinaus ein erstklassiges Wandergebiet mit herrlichen Aussichtspunkten.
Insel mit Piratenvergangenheit
Die Karibik war vom 16. bis zum 18. Jahrhundert ein Tummelplatz für unzählige Piraten. Die Freibeuter hatten es vor allem auf die mit Gold und Silber beladenen spanischen Galeeren abgesehen, die die erbeuteten Schätze in das europäische Heimatland bringen sollten. Berüchtigte Piraten wie Henry Morgan, Francis Drake und Thomas Baskerville nutzten die Karibikinsel als Unterschlupf und Rückzugsort. Damals hieß die Insel noch Parrot Island. Mit den Piraten kamen die Legenden und Gerüchte. Sie handelten von sagenhaften Schätzen und unermesslichen Reichtümern, die die Freibeuter auf der kubanischen Karibikinsel versteckt haben sollten. Von den Geschichten ließ sich der schottisch Romanautor Robert Louis Stevenson inspirieren, der Ende des 19. Jahrhunderts seinen Weltbestseller „Die Schatzinsel“ veröffentlichte. Unter dem kubanischen Diktator Batista und später unter der sozialistischen Herrschaft von Fidel Castro war die Isla de la Juventud eine berüchtigte Gefängnisinsel. Nachdem der Diktator vertrieben war, ließ Castro zahlreiche ehemalige Mitstreiter hinter dicken Mauern der Haftanstalt Presidio Modelo einsperren.
Isla de la Juventud: Mittelpunkt eines sozialistischen Sozialexperiments
Die zweitgrößte Insel des kubanischen Archipels war bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts nur dünn besiedelt. Selbst die Gründung der Hauptstadt Nueva Gerona im Jahr 1830 führte nicht zu einem spürbaren Bevölkerungszuwachs. Zu isoliert war die Lage der Isla de la Juventud. Schnell stand die Insel in dem zweifelhaften Ruf, nicht viel mehr als eine Strafkolonie zu sein. Nachdem Fidel Castro die kubanische Revolution siegreich beendet hatte, wurde die Insel zu einem riesigen Experimentierlabor des Sozialismus. Ziel des sozialistischen Regimes war es, die Insel landwirtschaftlich auszubeuten. Zehntausende Jugendliche, vorrangig aus Lateinamerika und Ländern der Dritten Welt kamen auf die Insel, um hier zu leben und zu arbeiten. Sie wurden in Internatsschulen untergebracht und sollten zum Vorzeigeprojekt einer egalitären Gesellschaft werden. Konsequenterweise wurde die Karibikinsel von den sozialistischen Machthabern im Jahr 1978 in „Insel der Jugend“ (Isla de la Juventud) umbenannt. Das Sozialexperiment misslang und wurde mit dem Zusammenbruch der kommunistischen Diktaturen zu Beginn der 1990er Jahre beerdigt.
Anreise zur „Insel der Jugend“
Dass die Isla de la Juventud ein touristisches Schattendasein führt, liegt nicht zuletzt an der komplizierten Anreise. Vom kubanischen Festland aus verkehren zwar regelmäßig Fähren, doch, um an ein Ticket zu kommen, müssen einige Hürden überwunden werden. Um ein Fährticket zu ergattern, müssen sich Touristen in der Hauptstadt Havanna im Büro der Naviera Cubana Caribeña auf eine Reservierungsliste setzen lassen. Dies sollte idealerweise einige Tage vor dem geplanten Abreisetermin erfolgen. Dafür wird der Reisepass benötigt. Die Fähren legen in der Hafenstadt Batabano im Süden Kubas ab. Im Ticketpreis enthalten ist der dreistündige Bustransfer von der kubanischen Hauptstadt an die Südküste. Schneller und bequemer ist die Anreise mit dem Flugzeug. Cubana Airlines fliegt von Havanna aus dreimal täglich auf die Isla de la Juventud. Der Flughafen auf der „Insel der Jugend“ liegt nur wenige Kilometer außerhalb der Inselhauptstadt Nueva Gerona.
Nueva Gerona – die Inselhauptstadt
Die Inselhauptstadt Nueva Gerona wurde im Jahr 1830 von amerikanischen Pioniereinheiten gegründet. Das Stadtgebiet erstreckt sich zwischen den Hügeln der Sierra de Cabras und der Sierra de Caballos am Fluss Rio Casas. In der Stadt leben knapp 70.000 Menschen. Das entspricht etwa 80 Prozent der Gesamtbevölkerung der Isla de la Juventud. Der schmucke Boulevard im Zentrum ist eine autofreie Zone und wird von niedrigen Palmen begrenzt. Im Stadtgebiet liegen mehrere Parks sowie Restaurants und Hotels. Das Nachtleben spielt sich mehrheitlich in den beiden Diskotheken ab. In der jüngeren Vergangenheit haben einige Casas Particulares in Nueva Gerona eröffnet. Diese Privatunterkünfte bieten einfache Zimmer mit Bad und WC an. Zu erkennen sind sie an einem blauen Anker neben der Eingangstür. An die Gründung der Stadt durch die Amerikaner erinnert noch heute ein amerikanischer Friedhof unweit des Stadtzentrums.
Presidio Modelo – das berüchtigte Gefängnis auf der Karibikinsel
Unter der Vorherrschaft des Diktators Batista und zur Zeit der sozialistischen Herrschaft war das Gefängnis Presidio Modelo auf der gesamten Insel Kuba berüchtigt. Der Komplex liegt wenige Kilometer vor den Toren der Hauptstadt Nueva Gerona und besteht aus vier runden Haftanstaltskomplexen und einem Speiseraum in zentraler Lage. Im Speisesaal fanden bis zu 3.000 Häftlinge Platz. In den Rundbauten befanden sich auf fünf Etagen durchnummerierte Zellen. In jedem Gebäude befanden sich exakt 465 Haftzellen mit einer Größe von 5,4 m². Zwei Insassen teilten sich jeweils eine Zelle. Im Zentrum eines jeden Rundbaus steht ein Wachturm, der nur über einen unterirdischen Gang betreten werden konnte. Von diesem Turm konnten die Gefängniswärter jede einzelne Zelle in dem Trakt beobachten. Revolutionsführer Fidel Castro war in jungen Jahren selbst in dem Gefängnis inhaftiert, nachdem er beim gescheiterten Überfall auf die Moncada-Kaserne im Jahr 1953 gefasst wurde. Presidio Modelo ist heute ein riesiges Freilichtmuseum und kann besichtigt werden.
Tauchen an der Südküste
Die Süd- und Südwestküste der Isla de la Juventud zählt zu den spannendsten und reizvollsten Tauchgebieten in der Karibik. Unzählige Schiffswracks aus verschiedenen Jahrhunderten liegen vor der Küste im Wasser. Sie locken Taucher aus allen Teilen Europas und Amerikas an. Die Schiffe liefen in stürmischen Nächten auf Riffe auf oder wurden von Piraten versenkt. Besonders ergiebig ist die Region rund um das Kap „Punta Francés“, das nach dem französischen Freibeuter Francois Leclerc benannt wurde. Zahlreiche Wracks liegen hier in einer Tiefe von nur 30 bis 35 Metern. Stirnlampen sind bei dieser Tauchtiefe nicht erforderlich, da das Tageslicht für gute Sichtverhältnisse sorgt. Neben den Schiffswracks zieht die artenreiche Unterwasserflora und -fauna Taucher in den Bann. Korallengärten mit bunt schillernden Korallen, Schwämmen und Fischschwärmen ziehen magisch die Blicke auf sich. Insgesamt gibt es an der Küste der Isla de la Juventud knapp 60 Tauchplätze, die zu einer Entdeckungstour unter der Wasseroberfläche einladen.
3.000 Jahre alte Höhlenmalereien
In einer als Naturschutzpark deklarierten Zone im Süden der Karibikinsel befinden sich die prähistorischen Zeugnisse einer frühen Zivilisation. Die Höhlenmalereien von Punta del Este sind ca. 3.000 Jahre alt und zählen zu den ältesten in der Karibik gefundenen Zeichnungen der indianischen Ureinwohner. Wer die Höhlenzeichnungen besichtigen will, benötigt eine Sondergenehmigung und darf sich nur in Begleitung eines Führers auf den Weg machen. Nach Meinung von einigen Forschern stellen die geometrischen Formen und Figuren einen Sonnenkalender dar. Die Meinungen zur Deutung der Felszeichnungen gehen jedoch auseinander und abschließende Klarheit herrscht auf diesem Gebiet nicht. Rund 200 Symbole und Zeichen zieren die Wände der Höhle. Manche davon sind farbig.