Camagüey ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und mit ca. 323.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt auf Kuba. Sie liegt zentral im Zentrum Karibikinsel auf halber Strecke zwischen Trinidad und Santiago de Cuba.
Die Provinzhauptstadt im Inselinneren
Camagüey ist die Hauptstadt der gleichnamigen kubanischen Provinz. Die Metropole liegt in der Inselmitte auf halber Strecke zwischen Trinidad und Santiago de Cuba. Die geografische Lage unterscheidet Camagüey von allen anderen Großstädten Kubas, die an der Küste liegen. Das Stadtgebiet erstreckt sich in einer flachen Ebene. Auf den fruchtbaren Böden wird vornehmlich Zuckerrohr angebaut. Die weniger ertragreichen Böden sind steppenartiges Grasland, das vorrangig zur Rinderzucht genutzt wird. Die Provinz Camagüey erstreckt sich von der Nord- bis zur Südküste Kubas. Im Norden rollen die Wellen des Atlantischen Ozeans an das Land, im Süden liegt das Karibische Meer. Einzelne Inseln des vorgelagerten Sabana-Camagüey-Archipels gehören ebenfalls zu dieser kubanischen Provinz. Im Westen grenzt die Provinz Ciego de Ávila an die Region und im Osten die Provinz Las Tunas.
Gründung von Camagüey
Gegründet wurde die Stadt im Jahr 1514 durch den spanischen Eroberer Diego Velázquez de Cuéllar. Er war der erste Gouverneur Kubas nach der Kolonisierung der Karibikinsel. Der Name lautete damals noch nicht Camagüey, sondern Santa Maria del Puerto Principe. Auch der Standort entsprach noch nicht dem heutigen. Die Stadt lag einst an der Nordküste in der Gemeinde Nuevitas. Von Anbeginn sahen sich die Einwohner immer wieder Piratenüberfällen ausgesetzt. Die Häufung der Übergriffe führte zu Überlegungen, die Stadt ins Landesinnere zu verlegen. Dieser Plan wurde in die Tat umgesetzt und bis zum Jahr 1528 wurde Santa Maria del Puerto Principe zweimal zur Inselmitte verlegt. Ein berüchtigter Freibeuter ließ sich 140 Jahre später auch davon nicht abschrecken. Pirat Henry Morgan griff die Stadt im Jahr 1668 an und ließ sie nach der Plünderung niederbrennen.
Wiederaufbau im 17. Jahrhundert
Aus den rauchenden Trümmern entstand Santa Maria del Puerto Principe neu. Der Wiederaufbau erfolgte im Kolonialstil des 17. Jahrhunderts und die meisten Gebäude in der historischen Altstadt stammen aus dieser Zeit. Diesmal wollten die Einwohner Vorsorge treffen und es Piraten nicht noch einmal so leicht machen, die Stadt zu plündern. Es entstand ein unüberschaubares Labyrinth aus gewundenen Gassen, Straßengabelungen, Plätzen und Abzweigen. Viele Gassen sind Sackgassen und enden unvermittelt an einer Mauer, die aufgrund einer direkt davor liegenden Biegung nicht zu erkennen ist. Angreifer sollten durch dieses willkürlich anmutende Straßenwirrwarr irritiert werden und die Orientierung verlieren. Ob das chaotisch erscheinende Stadtbild tatsächlich aus Angst vor Piratenüberfällen angelegt wurde, ist umstritten. Viele Einwohner beharren darauf, dass es sich um gewachsene Strukturen handelt, die sich ohne konkrete Planung entwickelt haben. Andere Theorien gehen davon aus, dass die Menschen so nah wie möglich bei ihren Kirchen leben wollten und deshalb so planlos beim Wiederaufbau vorgingen. In Camagüey gibt es 15 Gotteshäuser. Den heutigen Namen erhielt die kubanische Metropole erst im Jahr 1923. Sie ist nach einem Dorf der indigenen Einwohner Taino benannt, das sich einst am Standort von Camagüey befunden haben soll.
Klima und beste Reisezeit
Im Inselinneren von Kuba erwarten die Besucher höhere Temperaturen als in den Küstengebieten. In Camagüey herrscht tropisches Savannenklima mit durchschnittlich 28 °C bis 33 °C Tagestemperatur. Die höchsten Werte werden in den Monaten Juli und August gemessen. In dieser Zeit steigt zusätzlich die Niederschlagswahrscheinlichkeit an. Zwischen Mai und Oktober werden im Schnitt 9 bis 12 Regentage gezählt. Darüber hinaus beginnt im Frühsommer die Hurrikan-Saison auf Kuba. Sie endet erst Ende Oktober und birgt das permanente Risiko, das die Karibikinsel von einem tropischen Wirbelsturm getroffen wird. Die beste Reisezeit für Kuba liegt demzufolge zwischen Dezember und April. In diesem Zeitraum sind die Temperaturen erträglich und die Niederschlagsneigung ist gering. Darüber hinaus muss berücksichtigt werden, dass die Kubaner im Juli und August Sommerferien haben. Die Strände in den Haupturlaubsregionen wie Varadero sind entsprechend voll. Camagüey ist bedingt durch die Lage im Inselinneren kein klassisches Reiseziel für einen Badeurlaub. Allerdings gehören einige Inseln des vorgelagerten Sabana-Camagüey-Archipels zur Provinz, die über weiße Traumstrände verfügen.
Das Geheimnis der Tonkrüge
Im Stadtgebiet von Camagüey sind sie allgegenwärtig: Tonkrüge. Sie werden als Tinajón bezeichnet und sind längst zu einem Wahrzeichen der Großstadt geworden. Sie liegen vor Hauseingängen, in Blumenrabatten, sind halbseitig einbetoniert oder stehen aufrecht am Straßenrand. Tonkrüge gibt es in jeder Größe. Manche Gefäße sind klein wie eine Hand, andere mannshoch. Besucher der Stadt fragen sich natürlich, was es mit den tönernen Gefäßen auf sich hat und warum sie so omnipräsent sind. Die Antwort liefert ein Blick auf die Landkarte. Camagüey liegt in einer flachen Region, in der tropisches Savannenklima herrscht. Niederschläge fallen monatelang nur selten und die natürliche Ressource Wasser ist seit der Verlegung der Stadt in die Inselmitte ein knappes Gut. Die Tongefäße dienten den Einwohnern früher zum Auffangen und zur Lagerung des kostbaren Regenwassers. Wegen der großen Bedeutung erlangten die Krüge Kultstatus und sind mittlerweile zu einer Art Stadtsymbol geworden. Wie alle Kultgegenstände trugen auch die Tonkrüge von Camagüey zur Legendenbildung bei. Einer alten Überlieferung zufolge soll ein junger Mann, der das Wasser aus dem privaten Tinajón eines Mädchen trinkt, sich unsterblich in selbiges verlieben und ihr ewige Treue schwören wird.
UNESCO-Weltkulturerbe: Die koloniale Altstadt
Ein Kleinod kolonialer Baukunst ist die historische Altstadt von Camagüey. Nach Havanna besitzt die Stadt den zweitgrößten kolonialen Stadtkern auf Kuba. Die UNESCO nahm das gesamte historische Zentrum im Jahr 2008 in die Liste des Weltkulturerbes auf. Ein Bummel durch das Gassenlabyrinth führt an restaurierten Bauten im Kolonialstil mit farbigen Fassaden vorbei. Flachdächer, die von Säulenbalustraden umrandet werden, hohe Fenster mit verspielter Ornamentik und Balkone mit schmiedeeisernen Gittern sind typisch für die historische Altstadt. Die meisten Gebäude in Camagüey sind zweistöckig, Einige haben drei Stockwerke. Aus dem ziegelroten Dächermeer ragen die Kirchtürme wie Wegmarken auf. Sie sind gut sichtbar und dienen zur Orientierung in dem Gassen– und Straßenlabyrinth. Auf dem Bummel durch die Stadt erwarten die Besucher hinter jeder Biegung neue Eindrücke. Hinter schmiedeeisernen Gitten verbergen sich entzückende Hinterhöfe, sogenannte Patios, mit prächtigem Blumenschmuck. An der Plaza del Carmen tauchen unvermittelt lebensgroße Bronzeskulpturen auf, mit deren Hilfe Alltagsszenen nachgestellt wurden. Das Fahrrad ist im historischen Stadtzentrum das populärste Fortbewegungsmittel.
Sehenswürdigkeiten in Camagüey: Kirchen und Plätze
Ein zentraler Platz im Zentrum der Großstadt ist die Plaza San Juan de Dios. An dem Kopfsteinpflasterplatz erhebt sich die schmucke Iglesias de San Juan de Dios. Die Kirche mit ihrem offenen Glockenturm und den grünen Fensterläden ist ein Schmuckstück aus der Kolonialzeit. Nach dem kubanischen Freiheitskämpfer Ignacio Agramonte ist die gleichnamige Plaza im Herzen der Metropole benannt. Agramonte gehörte zu den wichtigsten Anführern im kubanischen Unabhängigkeitskampf im 19. Jahrhundert. Die Plaza Agramonte wird vom Rathaus, der prächtigen Catedral Metropolitano und der Casa de la Trova gesäumt. Darüber hinaus recken vier Königspalmen ihre Fächer in den Himmel. Ein romantisches Ambiente erwartet die Besucher an der Plaza del Carmen, die von der gleichnamigen Klosterkirche dominiert wird. Das Gotteshaus wurde im Jahr 1823 erbaut und mit einer aufwendig verzierten Fassade ausgestattet. Auf dem Platz erzeugen die lebensgroßen Bronzeskulpturen und die allgegenwärtigen Tonkrüge ein romantisches Flair.
Museen in der Innenstadt
Zu den wichtigsten Museen in Camagüey gehört das Museo Provincial Ignacio Agramonte. Die Ausstellungsräume sind in einem Gebäude aus dem Jahr 1848 untergebracht, das bis zum Ende der Kolonialherrschaft von den spanischen Streitkräften genutzt wurde. Die Ausstellungen unterteilen sich in die Bereiche Archäologie, Kunstgewerbe, Malerei und Naturgeschichte. Der Freiheitskämpfer Ignacio Agramonte wurde in der damals noch unter dem Namen Santa Maria del Puerto Principe bekannten Stadt geboren. Das Geburtshaus des Nationalhelden dokumentiert seinen Werdegang und beleuchtet seine Rolle während des kubanischen Unabhängigkeitskampfes. Ein berühmter Sohn der Stadt war der Wissenschaftler und Arzt Carlos Juan Finley, der im Jahr 1833 in Camagüey geboren wurde. Zu seinen bahnbrechenden wissenschaftlichen Leistungen gehört die Entdeckung des Moskitos als Überträger des Gelbfiebers. Sein Leben widmete der Forscher fortan der Bekämpfung der heimtückischen Krankheit. Im Geburtshaus von Finley werden das Wirken und die Erfolge des Arztes dokumentiert. Kein Museum, doch eine sehenswerte Attraktion in Camagüey ist das Teatro Principal. Der prächtige Kolonialbau aus dem Jahr 1850 mit seinem Arkadengang im Erdgeschoss und der Balustrade darüber ist ein beliebtes Fotomotiv. Im Jahr 1926 wurde das Gebäude umfassend restauriert und heute wird es vom städtischen Ballett genutzt.
Nachtleben in Camagüey
Wer ein ausschweifendes Nachtleben mit Partystimmung und kubanischen Rhythmen sucht, ist in Camagüey genau richtig. Trotz schwülheißer Temperaturen und der fehlenden kühlen Meeresbrise lassen sich die Einwohner nicht vom Feiern abhalten. Am Wochenende treffen sich feierwillige junge Leute im Parque Agramonte. Zu den Klängen aus privaten CD-Playern bewegen sich viele Leute im Salsa-Takt. Die angesagten Bars und Clubs heißen „El Cambio“, „Dolce Vita“ und „Disko Café“. Rockmusik dröhnt kaum einmal aus den Lautsprechern. Dafür gibt es heiße Salsa-Rhythmen gepaart mit karibischem Reggae-Sound und lateinamerikanischen Samba-Klängen. In einigen Restaurants und Bars spielen am Wochenende Live-Bands. Bier und Mojito gibt es reichlich und die Menge tanzt ausgelassen bis in die frühen Morgenstunden. Ein Hotspot der Feierwilligen ist die Calle República im Herzen der Altstadt. Wer kubanische Rhythmen mag, sollte dem Casa de la Trova Patricio Ballagas einen Besuch abstatten. Täglich außer montags treten in dem Restaurant kubanische Nachwuchskünstler und etablierte Bands auf, um vor dem begeisterungsfähigen Publikum Kostproben ihres Könnens zu geben.