Ganz im Osten Kubas in der Provinz Guantanamo liegt an der sogenannten „Honigbucht“ die Stadt Baracoa. Sie wurde im Jahr 1511 gegründet und ist damit die älteste Stadt auf der Karibikinsel.
Baracoa: Stadt an der Bahía de Miel
Baracoa ist eine Stadt mit rund 82.000 Einwohnern, die an der Bahía de Miel im Osten der Insel liegt. Bahía de Miel bedeutet in der deutschen Übersetzung so viel wie „Honigbucht“. Nahezu vollständig wird das Stadtgebiet von der Gebirgskette Sierra del Purial umschlossen. Die zerklüftete Bergwelt mit ihren üppig überwucherten Felsen und tiefen Schluchten war bis zur kubanischen Revolution ein unüberwindbares Hindernis. Jahrhundertelang war Baracoa ausschließlich über den Seeweg zu erreichen. Durch die grüne Gebirgswelt führten lediglich einzelne Saumpfade, die hin und wieder von Händlern genutzt wurden. Heute ist es kaum noch vorstellbar, dass der erste spanische Gouverneur von Kuba, Diego Velázquez de Cuéllar, im Jahr 1511 entschied, an der abgelegenen Meeresbucht die erste Stadt auf Kuba zu gründen.
Der Name für die Küstenstadt stammt aus der Sprache der Arawak. Das indigene Volk lebte vor der Ankunft der spanischen Eroberer auf allen Inseln der Großen Antillen. Sprachforschern zufolge bedeutet Baracoa demnach so viel wie „Anwesenheit des Meeres“, was bei der Nähe des Atlantischen Ozeans nachvollziehbar ist. Die Stadt hat einen eigenen Slogan kreiert, mit dem um die Gunst von Touristen geworben wird. Er lautet „Baracoa heißt Natur“ und bezieht sich auf das grüne Umland. Die hohe Luftfeuchtigkeit in dieser Küstenregion begünstigt das Gedeihen einer dichten tropischen Vegetation.
Wetter, Klima und beste Reisezeit für Baracoa
Das Klima in Baracoa ist wie auf der gesamten Insel Kuba tropisch. Eine regionale Besonderheit ist die hohe Luftfeuchtigkeit. Sie sinkt das ganze Jahr hindurch praktisch nicht unter 85 %, was für die Pflanzen optimale Wachstumsbedingungen schafft. Allerdings belastet die hohe Luftfeuchtigkeit in Kombination mit hohen Tagestemperaturen von bis zu 35°C den Kreislauf überdurchschnittlich. Im Schnitt liegen die Tagestemperaturen in Baracoa zwischen 25°C und 29°C. Die trockensten Monate und gleichzeitig die kältesten in der Stadt sind die Winter- und Frühlingsmonate von Februar bis April. Tagsüber klettern die Temperaturen im Schnitt auf 24°C . Ab Mai nimmt die Regenwahrscheinlichkeit zu, um im Oktober einen Höhepunkt zu erreichen. Der Herbstmonat ist der niederschlagsreichste Monat im Jahresvergleich mit durchschnittlich 355 mm Regen. Die Wassertemperaturen klettern im August bis auf 28°C.
Legt man die Luft- und Wassertemperaturen zugrunde, ist Baracoa ein Ganzjahresreiseziel. Die meisten Urlauber warten die Hurrikan-Saison ab und verbringen zwischen November und März ihren Urlaub auf der Karibikinsel. Auch die Sommermonate Juli und August sind beliebt, allerdings kann es in dieser Zeit an der Küste drückend heiß werden. Auch die Hurrikan-Saison fällt in diese Zeit und es ist nicht ausgeschlossen, dass ein tropischer Wirbelsturm über Kuba hinwegzieht. In der Vergangenheit waren diese Wetterphänomene immer wieder für große Zerstörungen auf der Karibikinsel verantwortlich. Grundsätzlich sind die Preise für Übernachtungen in der Nebensaison etwas günstiger als in der Hauptreisezeit.
Landung von Christoph Kolumbus und das Cruz de la Parra
Christoph Kolumbus setzte am 28. Oktober 1492 erstmalig seinen Fuß auf die Karibikinsel Kuba. Einen Monat später, am 27. November des gleichen Jahres, erreichten seine Schiffe die Honigbucht, wo heute das Stadtgebiet von Baracoa liegt. Der Entdecker errichtete, wie an knapp 30 weiteren Orten auf dem amerikanischen Kontinent, ein Kreuz in der Bucht zum Beweis seiner Anwesenheit. Dieses Holzkreuz Cruz de la Parra ist das einzige Kreuz, was nicht in den Wirren der Geschichte verschwand. Es überstand mehr als 500 Jahre unbeschadet und kann heute in der Catedral Nuestra Señora de la Asunción bewundert werden. Das Holzkreuz des Christoph Kolumbus hat einen großen ideologischen Wert für die Gläubigen auf dem amerikanischen Kontinent, denn es ist das älteste christliche Symbol in der „Neuen Welt“. Einzig die Metallbeschläge an den Ecken sind nicht Teil des Originals. Sie wurden nachträglich angebracht, um das Cruz de la Parra vor Zerstörung zu schützen. Immer wieder hatten Gläubige einzelne Holzsplitter aus dem Kreuz gezogen, die in den heimischen vier Wänden als Reliquie verehrt wurden.
Geschichte von Baracoa
Die Geschichte von Baracoa begann mit der Stadtgründung im Jahr 1511 durch den spanischen Gouverneur Diego Velázquez de Cuéllar. Die Eroberer lieferten sich zuvor blutige Schlachten mit den Ureinwohnern, die sie dank der überlegenen Waffentechnik für sich entscheiden konnten. Baracoa war die erste Stadtgründung auf Kuba und folgerichtig ernannte der Gouverneur die Siedlung zur Hauptstadt der Karibikinsel. Doch schnell wurde klar, dass die abgelegene Lage und die schwierige Erreichbarkeit von Baracoa echte Nachteile waren. Bereits vier Jahre nach der Stadtgründung verlegte Diego Velázquez seinen Regierungssitz nach Santiago de Cuba und die Stadt an der Honigbucht versank in Bedeutungslosigkeit. Zwar errichteten die Spanier zum Schutz vor Piraten noch die Festung Fortaleza la Matachíne, doch die Bewohner wurden weitestgehend sich selbst überlassen.
Die Isolation von Baracoa blieb nicht folgenlos. Der Schmuggel blühte in den folgenden Jahrhunderten auf und die Stadtbewohner betrieben einen schwunghaften, illegalen Handel mit Engländern und Franzosen. Französische Siedler, die von der Nachbarinsel Hispaniola überwechselten, brachten im 19. Jahrhundert Kaffee- und Kakaobohnen in die Stadt. Bis zum Jahr 1965 bestand von Baracoa keine Verbindung auf dem Landweg mit dem Rest von Kuba. Erst nach der kubanischen Revolution begannen die Aufständischen um ihren Anführer Fidel Castro mit dem Bau einer 120 km langen Bergstraße durch die Sierra del Purial.
Sehenswürdigkeiten in Baracoa
Das Stadtzentrum von Baracoa besteht im Gegensatz zu vielen anderen kubanischen Städten nicht aus spanischer Kolonialarchitektur. Unverkennbar sind die französische Einflüsse im ganzen Stadtgebiet. Darüber hinaus reihen sich zahlreiche klassizistische Gebäude in den Straßen aneinander. Ein zentraler Platz im Stadtzentrum ist die Plaza de la Independencia. Dort erhebt sich die Kirche Catedral Nuestra Señora de la Asunción. Das älteste Gotteshaus auf Kuba wurde im Jahr der Stadtgründung (1511) geweiht.
Sehenswert sind die Festungen Fortaleza la Matachíne und Fuerte de la Punta. Beide Verteidigungsbastionen wurden zum Schutz vor Piratenüberfällen von den spanischen Kolonialherren errichtet. In der Fortaleza la Matachíne ist heute ein Museum untergebracht, das Ihnen anhand zeitgenössischer Artefakte einen Einblick in die Stadtgeschichte gibt. Neben Ausstellungsstücken aus der Kolonialzeit werden auch Artefakte der Ureinwohner gezeigt. Deutlich kleiner ist die Festung Fuerte de la Punta, die sich am Ende der Uferstraße „El Malecón“ erhebt. In dem alten Gemäuer befindet sich heute ein Restaurant.
Die Uferstraße „El Malecón“ zieht sich vor der gesamten Stadt am Ufer der Honigbucht entlang. Mit dem „Hotel La Rusa“ steht ein geschichtsträchtiges Gebäude an dem Boulevard. Das Haus befand sich einst im Besitz der russischen Prinzessin Magdalena Rowenskaja. Sie floh nach der Oktoberrevolution 1917 aus ihrer Heimat und ließ sich in Baracoa nieder. Sie war glühende Anhängerin der kubanischen Revolution und gewährte den Revolutionsführern Fidel Castro und Che Guevara Unterschlupf. Am Wochenende findet auf der Uferstraße ein bunter Bauernmarkt statt, auf dem einheimische Farmer regionale Erzeugnisse anbieten.
Wenn Sie ein wenig Kolonialstilatmosphäre genießen wollen, statten Sie dem zentral gelegenen Platz Parque de la Independencia einen Besuch ab. Die „Casa de la Cultura“ ist ein jahrhundertealter Kolonialbau, in dem heute Kulturveranstaltungen stattfinden. Kubanische Salsa-Rhythmen und karibische Live-Musik wird in der „Casa de la Trova“ gespielt, während im „Fondo de Bienes Culturales“ Kunstwerke einheimischer Maler, Grafiker und Bildhauer gezeigt werden. Ein besonderes Genusserlebnis erwartet Sie in der „Casa del Chocolate“ am zentralen Parque de la Independencia. Dort haben Sie die Gelegenheit, heiße Schokolade zu verköstigen, die aus regional angebauten Kakao-Bohnen hergestellt wurde. In der in Baracoa ansässigen Schokoladenfabrik wird Schokolade der Marke Hatuey hergestellt.
Ausflugsziele in der Umgebung von Baracoa
Ein attraktives Ausflugsziel unweit von Baracoa ist der Parque Nacional Alejandro de Humboldt, der nach dem Naturforscher Alexander von Humboldt benannt wurde. Das Naturparadies ist UNESCO-Weltnaturerbe und ein ausgewiesener Nationalpark. Das geschützte Areal schließt Mangrovenwälder an der Küste, Korallenriffe, dschungelartige Regenwälder und den 1.175 m hohen Berg Pico El Toldo ein. In einem ausgedehnten Feuchtgebiet entspringt mit dem Rio Jaguani der wasserreichste Fluss Kubas. Die Artenvielfalt der Flora und Fauna ist enorm. Naturwissenschaftler gehen davon aus, dass rund 2.000 Arten in dem Nationalpark beheimatet sind und damit mehr als auf den streng geschützten Galapagos-Inseln.
Ein Wahrzeichen der Region im Osten Kubas ist der mächtige Tafelberg “El Yunque”, was übersetzt so viel wie “Der Amboss” bedeutet. Kolumbus hielt den 575 m hohen Berg bei seiner Anfahrt auf die Honigbucht noch für eine Insel, denn bevor der Küstenstreifen in Sicht kam, machten die Matrosen im Ausguck den Tafelberg am Horizont aus. Der Gigant liegt mitten in einem von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärten Naturschutzgebiet. Konditionsstarke Wanderer können den Tafelberg zu Fuß erklimmen. Während an den Hängen im unteren Bereich Bananen- und Kakaoplantagen liegen, sind die steileren Passagen und das Plateau von einem dichten tropischen Regenwald bedeckt.
Playa Maguana
Der bekannteste Strand Baracoas trägt den Namen Playa Maguana und liegt rund 30 Autominuten von der Küstenstadt entfernt. Die Straße ist in einem denkbar schlechten Zustand, doch nach der Schaukelei werden Sie mit dem Aufenthalt an einem paradiesischen Karibikstrand belohnt. Der Sand ist nicht so fein zermahlen wie an anderen kubanischen Stränden, doch das einzigartige Ambiente mit kristallklarem Wasser und Palmen macht diesen vermeintlichen Nachteil mehr als wett. Da die Playa Maguana an der Atlantikküste liegt, türmen sich an manchen Tagen die Wellen an diesem Strandabschnitt auf. Bei ruhiger See schimmert das Wasser in zahlreichen Blau-, Grün- und Türkistönen.