Auf dem östlichen Zipfel Kubas liegt die Provinz Guantánamo. Bekannt wurde die Region durch den amerikanischen Marine-Stützpunkt Guantanamo Bay Naval Base, der im Jahr 2002 um ein Gefangenenlager erweitert wurde.
Guantánamo: Urlaub zwischen Atlantik und Karibik
Wer einen Urlaub abseits vom Massentourismus verbringen will, ist in der Provinz Guantánamo goldrichtig. Auf dem Ostzipfel hat sich Kuba seinen ursprünglichen Charme bis heute erhalten. Im Norden wird die Provinz vom Atlantischen Ozean begrenzt, während im Süden die Wellen des Karibischen Meeres an die Strände rollen. Guantánamo wird von flachen Ebenen und hügeligem Bergland dominiert. Richtung Norden steigt das Gelände an. Den höchsten Punkt der Region markiert der 575 m hohe Tafelberg El Yunque, der inmitten einer malerischen Landschaft liegt. Ausgedehnte Pinienwälder dominieren das Bild. Das Vorkommen der anspruchslosen Bäume deutet auf nährstoffarme Böden hin, wie sie typisch für die Region sind. Der Tafelberg befindet sich unweit des Kolonialstädtchens Baracoa, das im Jahr 1511 gegründet wurde und damit die älteste Stadt auf Kuba ist. In der Umgebung der Stadt erstrecken sich mehrere feinsandige Strände, die zu einem Bad in den Fluten des Atlantischen Ozeans einladen.
Wetter und Klima
Das Klima in der Provinz Guantánamo ist tropisch. Regenzeit und Trockenperiode sind deutlicher ausgeprägt, als in anderen kubanischen Provinzen. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 25.5 °C. Diese Zahl ist nur bedingt aussagekräftig, da es im Jahresverlauf Schwankungen gibt. Am wärmsten wird es im Juli und August mit durchschnittlichen Tageshöchstwerten von knapp 28 °C. Der kälteste Monat ist der Januar, wobei das Thermometer tagsüber immer noch auf durchschnittlich 23 °C klettert. Abweichungen von den Durchschnittswerten sind normal und die Wahrscheinlichkeit, dass ab April die 30-Grad-Marke geknackt wird, ist hoch. An der Ostspitze Kubas ist der Wechsel von Trocken- und Regenzeit deutlich spürbar. Von November bis April herrscht Trockenzeit. Die Hurrikan-Saison ist Ende Oktober vorüber und die monatliche Niederschlagsmenge pendelt zwischen 26 und 80 mm. Ab Mai beginnt die Regenzeit, wobei der Oktober mit einer Regenmenge von durchschnittlich 162 mm am feuchtesten ist. Die Niederschlagsmengen variieren zwischen dem Nordteil der Provinz Guantánamo und den südlichen Regionen. Bedingt durch die geografische Lage und die Topografie fällt im Norden mehr Regen.
Beste Reisezeit für Guantánamo
Die beste Reisezeit für Guantánamo ist die Trockenzeit zwischen November und April. In diesem Zeitraum ist es nicht so drückend schwül wie im Rest des Jahres. Der aus Richtung Nordost wehende Passatwind sorgt zusätzlich für Abkühlung. Mit der nahenden Regenzeit nimmt auch die Luftfeuchtigkeit zu. Insbesondere in der Umgebung des Kolonialstädtchens Baracoa ist dies deutlich zu spüren. Die Hurrikan-Saison erreicht ihren Höhepunkt im September und Oktober. In Abhängigkeit von der Zugrichtung der tropischen Wirbelstürme kann auch Kuba betroffen sein. Im Jahr 2017 verwüstete Hurrikan „Irma“ weite Landstriche der Karibikinsel. Damals standen selbst Teile der Altstadt Havannas unter Wasser. Aus Sicherheitsgründen meiden viele Urlauber die Hurrikan-Saison auf Kuba. Gegen einen Urlaub auf Kuba im Juli oder August sprechen auch die Sommerferien auf der Karibikinsel, die in diesen Zeitraum fallen. Viele Familien zieht es an die Strände, wo es in diesem Zeitraum entsprechend voll werden kann.
Geschichte der kubanischen Provinz
Vor der Ankunft der Spanier im späten 15. Jahrhundert lebten auf Kuba die indigenen Taino-Indianer. In der Provinz Guantánamo trafen sie erstmalig im Jahr 1492 auf die Eroberer aus Europa. Am 27. November dieses Jahres landete Christoph Kolumbus mit seiner Flotte in der Honigbucht.
An dieser Stelle wurde 19 Jahre später die Stadt Baracoa gegründet. Die Landnahme erfolgte mit dem Aufstellen eines hölzernen Kreuzes. Dieses Cruz de la Parra hat mehr als 500 Jahre überdauert und ist heute eine Reliquie, die in der Kathedrale Nuestra Señora de la Asunción besichtigt werden kann. Die zweite Stadtgründung in der östlichsten Provinz Kubas erfolgte im Jahr 1796 durch französische Siedler. Sie flohen wegen blutiger Sklavenaufstände von Haiti nach Kuba und gründeten die Stadt Guantánamo. Als Ergebnis des Spanisch-Amerikanischen-Krieges sicherte sich die USA im Jahr 1903 ein vertraglich vereinbartes Interventionsrecht, das es ihnen erlaubt, Land auf Kuba zu pachten und Marinestützpunkte aufzubauen. Die Errichtung der noch heute betriebenen Marinebasis Guantanamo Bay Naval Base geht auf diesen Vertrag zurück.
Guantanamo Bay Naval Base: Amerikanischer Marinestützpunkt auf Kuba
Im Süden der Guantanamo Bay liegt der amerikanische Marinestützpunkt Guantanamo Bay Naval Base. Die Basis verdankt ihr Entstehen einem Leihvertrag mit den USA, der nach dem Ende des Spanisch-Amerikanischen-Krieges im Jahr 1903 in die kubanische Verfassung aufgenommen wurde. Damals wurde das 118 km² große Gebiet für einen Zeitraum von 99 Jahren an die Vereinigten Staaten verpachtet. Dem Vertrag liegt das sogenannte Platt-Amendment zugrunde. Dieses besagt, dass zur Kündigung des Abkommens ein beidseitiges Einverständnis vorliegen muss. Da dies nicht erreicht wurde, besteht die Marinebasis weiterhin, obwohl der Pachtvertrag im Jahr 2002 abgelaufen war. Im Jahr 2002 ließ der damalige US-Präsident George W. Bush ein Gefangenenlager auf dem Marinestützpunkt errichten, in dem Terroristen und Terrorverdächtige inhaftiert werden. Von Kuba wird die Rechtmäßigkeit des Betriebs eines US-Marinestützpunktes in der Guantanamo Bay seit der Machtergreifung durch Fidel Castro im Jahr 1959 in Frage gestellt. Die Guantanamo Bay Naval Base ist völlig autark und verfügt über eine eigene Stromversorgung und eine Meerentsalzungsanlage zur Trinkwassergewinnung. Die Abgrenzung zum kubanischen Staatsgebiet erfolgt durch einen 28 km langen Zaun, in den mehr als 40 Wachtürme integriert sind und der von einem Minenfeld umgeben ist. In der Vergangenheit nutzten viele Kubaner den Marinestützpunkt als Ausgangspunkt für ihre Flucht aus dem kommunistischen System Kubas.
Die Provinzhauptstadt Guantánamo
Mit knapp 230.000 Einwohnern zählt Guantánamo-Stadt zu den größten Städten Kubas. Die heutige Provinzhauptstadt wurde im 18. Jahrhundert von französischen Einwanderern gegründet. Typisch ist das im Schachbrettmuster angelegte Altstadtzentrum. In den Straßen reihen sich bunte Häuser im französischen Kolonialstil mit maximal zwei Stockwerken aneinander. Säulengänge im Erdgeschoss und Balustraden auf den Flachdächern erzeugen eine beinahe romantische Atmosphäre. Das Herz der Altstadt schlägt am Platz „Parque José Marti“. Dort steht neben dem Denkmal des gleichnamigen Dichters die Kathedrale Parroquial de Santa Catalina de Riccis. Sie wurde im Jahr 1868 geweiht und bildet mit ihrer pastellfarbenen Fassade einen reizvollen Kontrast zum dunklen Grün der Bäume. Den Bummel durch die Altstadt von Guantánamo können kulturinteressierte Urlauber mit einem Museumsbesuch abschließen. Das „Museo Provincial de Guantánamo“ ist im ehemaligen Gefängnis der Stadt untergebracht und befasst sich inhaltlich mit der Geschichte der kubanischen Provinzhauptstadt.
Grünes Paradies: Parque Nacional Alejandro de Humboldt
Der Nationalpark Parque Nacional Alejandro de Humboldt wurde nach dem berühmten deutschen Naturforscher benannt. In dem grünen Paradies leben zahlreiche endemische Pflanzen- und Tierarten. Die UNESCO nahm das geschützte Areal im Jahr 2001 in die Liste des Weltnaturerbes auf. Ein Großteil des 707 km² großen Areals ist von tropischem Regenwald bedeckt. Treppenartig ansteigende Bergketten werden von unzähligen Flussläufen unterbrochen, die teilweise tiefe Canyons in das Gestein gegraben haben. Der höchste Berg in dem Naturparadies ist der 1.175 m hohe Pico El Toldo. Teil des Nationalparks ist ein Küstenabschnitt, an dem sich Sandstrände mit felsigen Klippen und Grotten abwechseln. In den Nebelwäldern und im Buschland leben seltene Tierarten wie die Baumratte, der kubanische Schlitzrüssler und die Kuba-Amazone. Letztere ist eine Papageienart, die auf der Roten Liste der gefährdeten Arten steht. Geführte Touren durch den Parque Nacional Alejandro de Humboldt nehmen am Besucherzentrum in der Taco-Bucht ihren Anfang. Sie liegt an der Straße, die die Städte Baracoa und Moa verbindet.
Badevergnügen an der Playa Maguana
Die Playa Maguana ist ein karibischer Traumstrand, der sich wenige Kilometer nördlich der Stadt Baracoa erstreckt. Üppiger tropischer Dschungel reicht an einigen Stellen bis zur Gewässerkante. Einheimische vertreiben sich die Zeit mit der Jagd auf Fische am vorgelagerten Korallenriff. Ausgerüstet sind sie mit Taucherbrille, Schnorchel und Harpune. Sonnenanbeter können sich an der Playa Maguana ganz dem Müßiggang hingeben und dem Rauschen der Wellen lauschen. Da der Strand an der Atlantikküste liegt, türmen sie sich an manchen Tagen hoch vor der Küste auf. Vor Ort gibt es einige wenige Restaurants, Bars und Casas particulares. Wer nicht nur in der Sonne braten will, kann eine Strandwanderung unternehmen. Kilometerweit zieht sich die feinsandige Playa Maguana an der Küste entlang. Hin und wieder tauchen Holzhütten im dschungelartigen Dickicht auf und vereinzelt stehen Kühe oder Schweine unter Schatten spendenden Palmen. Erreichbar ist der Strand mit dem Auto, wobei die 30-minütige Anfahrt von Baracoa aus über eine holprige Piste führt.
Baracoa: Die kunterbunte Kolonialstadt
Karibisch bunt ist die Kolonialstadt Baracoa im Norden der Provinz Guantánamo. Die Fassaden der Kolonialbauten leuchten himmelblau, terrakottafarben, sonnengelb und in kräftigen Orangetönen. Die Stadt ist die älteste auf Kuba und liegt an der sogenannten Honigbucht. Jahrhundertelang führte Baracoa aufgrund der abgeschiedenen Lage ein Schattendasein. Die schwer zugängliche Gebirgskette Sierra del Purial trennt die Honigbucht vom Rest der Karibikinsel. Bis zum Bau einer Verbindungsstraße im Jahr 1965 war die Stadt auf dem Landweg ausschließlich über alte Saumpfade zu erreichen. Zentraler Mittelpunkt von Baracoa ist die Plaza de la Independencia. Dort erhebt sich mit der Kathedrale Catedral Nuestra Señora de la Asunción die älteste Kirche Kubas. Sie wurde im Jahr 1511 geweiht und beherbergt mit dem Holzkreuz Cruz de la Parra einen ganz besonderen Schatz. Es handelt sich um das Original-Kreuz, das Christoph Kolumbus nach seiner Landung im Jahr 1492 in der Honigbucht aufrichten ließ.