Santiago de Cuba ist mit rund einer halben Million Einwohnern die zweitgrößte Stadt Kubas nach der Inselhauptstadt Havanna. Die Metropole liegt im Südosten der Karibikinsel und beeindruckt mit ihrem heißblütigem Temperament.
Santiago de Cuba: Kulturmetropole am Fuß der Sierra Maestra
Santiago de Cuba ist laut, heißblütig und temperamentvoll. Die Hafenstadt liegt umgeben von den bewaldeten Bergrücken der Sierra Maestra an der Bucht von Santiago. Dabei handelt es sich um einen fjordartigen Meereseinschnitt von knapp 10 km Länge, der einem geschützten Naturhafen gleicht. An der schmalen Einfahrt zur Bahia de Santiago de Cuba erhebt sich das Castillo San Pedro de la Roca, eine im 17. Jahrhundert erbaute Festung, die die aufstrebende Stadt vor Piratenübergriffen schützen sollte. Santiago ist Kubas Kulturmetropole. Die Hauptstadt Havanna liegt rund 850 km entfernt und afrokaribische Einflüsse sind in der Hafenstadt viel stärker ausgeprägt, als an der Nordküste Kubas. Ruhig ist es fast nie im kolonialen Altstadtzentrum Caso histórico. Aus den offen stehenden Bars dringen Musikfetzen auf die Gehsteige und in den belebten Straßen ist die kubanische Lebensfreude beinahe mit Händen zu greifen. Santiago gilt als die karibischste aller kubanischen Städte und ist die Heimat des kubanischen Musikstils „Son“.
Heißes Tropenklima an der Bucht von Santiago
Wie auf der ganzen Karibikinsel herrscht in Santiago de Cuba tropisches Savannenklima. Dieses Klima ist durch geringe Temperaturunterschiede im Jahresmittel und eine ausgeprägte Trocken- und Regenzeit gekennzeichnet. Anders als in den nördlichen Provinzen Kubas ist der Einfluss des kühlenden Nordostpassats an der Küste des Karibischen Meeres weniger stark ausgeprägt. In den Sommermonaten Juli und August kann es schwül-heiß werden, was Aktivitäten im Freien zu einer Belastungsprobe für das Herz-Kreislauf-System macht. Die Tageshöchsttemperaturen liegen praktisch ganzjährig über der 30-Grad-Marke. Im Juli und August klettert das Thermometer tagsüber auf 33 bis 35 Grad bei einer hohen Luftfeuchtigkeit. Die Regenzeit beginnt in Santiago de Cuba Ende April und endet im November. Im Herbst erreicht darüber hinaus die Hurrikan-Saison ihren Höhepunkt. Im Jahr 2012 fegte der Wirbelsturm „Sandy“ über den Süden Kubas hinweg und richtete in der Hafenstadt schwere Schäden an. Anlässlich des 500. Stadtjubiläums im Jahr 2015 waren die Aufräumarbeiten weitestgehend abgeschlossen und viele Gebäude aus der Kolonialzeit erstrahlen seither in frischem Glanz.
Geschichte der ehemaligen Hauptstadt
Santiago zählt zu den ältesten Städten auf Kuba. Gegründet wurde die Siedlung im Jahr 1515 durch den späteren Gouverneur Diego Velázquez de Cuéllar. Er residierte im Stadtzentrum in einem nach ihm benannten Palast. Bereits sieben Jahre nach der Stadtgründung wurde Santiago zur Hauptstadt der Karibikinsel ernannt. Im Jahr 1607 wurde die Hafenstadt an der Südküste Kubas durch Havanna abgelöst. Im späten 18. Jahrhundert kam es zu einer Einwanderungswelle durch französische Siedler, die wegen der Revolution in Haiti die Nachbarinsel verließen. Auf sie geht die Gründung der historischen Kaffeeplantage Cafetal Isabélica zurück, die von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde. Im Spanisch-Amerikanischen Krieg nahm Santiago de Cuba eine Schlüsselrolle ein. Im Jahr 1898 führten die entscheidenden Gefechte in der Umgebung der Stadt und in den küstennahen Gewässern zum Ende der spanischen Kolonialherrschaft auf Kuba.
Santiago und der Beginn der kubanischen Revolution
Die kubanische Revolution war das prägende historische Ereignis der jüngeren Geschichte Kubas. In Santiago de Cuba nahm der Aufstand gegen die Batista-Diktatur seinen Anfang. Am 26. Juli 1953 stürmte der junge Rechtsanwalt Fidel Castro mit einer Schar treuer Gefolgsleute die Moncada-Kaserne. Das Unterfangen scheiterte am bewaffneten Widerstand der 400 dort stationierten Soldaten. Dessen ungeachtet machte dieses Ereignis Fidel Castro im ganzen Land berühmt. In der Folge ließ Batista die Überlebenden des Angriffs verfolgen. Die schwer zugänglichen Gebirgsregionen der Sierra Maestra wurden ab 1956 zum Rückzugsort der Rebellen. Von hier organisierten sie den Guerillakrieg gegen die Batista-Diktatur. Santiago de Cuba war gleichzeitig das Zentrum des zivilen Widerstands auf Kuba. Die Revolution endete mit der Flucht Batista am 1. Januar 1959. Fidel Castro wurde kubanischer Staatspräsident und errichtete einen sozialistischen Staat nach dem Vorbild von Stalins Sowjetunion.
Sehenswürdigkeiten in Santiago: Die Moncada-Kaserne
Wie kaum ein anderes Gebäude auf Kuba steht die Moncada-Kaserne in Santiago für den Beginn der kubanischen Revolution. Das Bauwerk wurde im Art-decó-Stil erbaut und war am 26. Juli 1953 Schauplatz der blutigen Auseinandersetzung von ca. 130 Rebellen und 400 schwer bewaffneten Soldaten des Batista-Regimes. Noch heute sind die Einschusslöcher in der Fassade zu sehen. Sie werden bewusst nicht verschlossen, um das Gedenken an den Start der Revolution auf der Karibikinsel lebendig zu halten. Das Gebäude ist ein nationales Denkmal. Militärisch wird die Kaserne in Santiago de Cuba nicht mehr genutzt. Heute ist eine Schule in dem Gebäude untergebracht und der ehemalige Exerzierplatz wurde zum Sportplatz umfunktioniert. Ein kleines Museum wurde in einem Seitentrakt eingerichtet. In den Ausstellungsräumen wird die Geschichte des revolutionären Umsturzes in den 1950er Jahren dokumentiert.
Basílica de Nuestra Señora del Cobre: Santiagos Kathedrale
Am Südrand des zentral gelegenen Parque Céspedes erhebt sich die Kathedrale von Santiago de Cuba. Die Grundmauern des Gotteshauses stammen aus dem 16. Jahrhundert. Mehrfach wurde die Basilika durch Erdbeben und Piratenüberfälle schwer beschädigt. Unverdrossen bauten die Bewohner der Hafenstadt ihre Kirche immer wieder auf. Das heutige Aussehen erhielt die Basílica de Nuestra Señora del Cobre im frühen 19. Jahrhundert. Papst Leo XIII. erhob das Gotteshaus im Jahr 1882 in den Rang einer Basilica minor und im Jahr 1958 wurde die Kathedrale in die Liste der Nationaldenkmäler Kubas aufgenommen. Gegenüber der Kirche steht das Rathaus der Metropole. Seit der Stadtgründung im frühen 16. Jahrhundert hat sich der Standort für den Sitz der Stadtoberen nicht verändert.
Parque Céspedes: Historisches Zentrum der Hafenstadt
In Sichtweite des Hafens liegt mit dem Parque Céspedes das historische Zentrum von Santiago de Cuba. Neben der Kathedrale und dem Rathaus ist die Casa de Velázquez das bedeutendste Gebäude an diesem Platz. Dabei handelt es sich um eine Villa im Kolonialzeitstil, die im Jahr 1530 fertiggestellt wurde. In diesem Bauwerk residierte einst der erste Gouverneur der spanischen Kolonie Kuba. Heute ist in dem Gebäude ein historisches Museum untergebracht. Auffällig sind die Balkone im arabisch geprägten Mudéjarstil. Mit dem Hotel „Casa Granda“ erhebt sich ein vierstöckiges Bauwerk gegenüber der Casa de Velázquez. Eröffnet wurde das Hotel mit seinem reizvollen Dachgarten im Jahr 1914. Gegen eine geringe Eintrittsgebühr kann die Dachterrasse besucht werden. Von oben haben die Besucher eine großartige Panoramaaussicht auf das Stadtgebiet von Santiago.
Baconao-Park: UNESCO-Biosphärenreservat vor den Toren der Stadt
Nur einen Steinwurf von Santiago de Cuba entfernt liegt mit dem Baconao-Park eine grüne Oase, die im Jahr 1987 in die Liste der UNESCO-Biosphärenreservate aufgenommen wurde. Ein Ausflug loht sich, gibt es doch jede Menge zu entdecken in dem Naturparadies. Neben einem botanischen Garten, der auf dem Gelände einer ehemaligen Kaffeeplantage angelegt wurde, gibt es ein prähistorisches Tal. Dort stehen lebensgroße Skulpturen von Dinosauriern, deren versteinerte Überreste von Archäologen an dieser Stelle gefunden wurden. Gute Kondition ist erforderlich, um den sogenannten „Großen Stein“ (Gran Piedra) zu erklimmen. Der Felsblock ist vulkanischen Ursprungs und über eine Treppe mit mehr als 400 Stufen erschlossen. Der Baconao-Park hat das Potenzial eines Erlebnisparks. Auf dem Gelände gibt es ein Aquarium mit einem unterseeischen Tunnel und Delfinarium, ein Automuseum mit 2.500 Fahrzeugmodellen und eine vier Quadratkilometer große Lagune. Dort wurde ein prähistorisches Dorf der indigenen Taino-Indianer im Maßstab 1:1 aufgebaut. Wer Appetit auf frische Meeresfrüchte hat, kann sich die Spezialitäten im angeschlossenen Fischrestaurant schmecken lassen.
Guamá – Bergregion am Karibischen Meer
Guamá ist ein als Municipio bezeichneter Verwaltungsbezirk im Süden der Provinz Santiago de Cuba. Er zieht sich am Karibischen Meer entlang bis zur Provinz Granma. Guamá ist Teil der Sierra Maestra, der Gebirgskette mit den höchsten Bergen Kubas. Mit dem 1.974 m hohen Pico Turquino, dem 1.872 m hohen Pico Cuba und dem 1.734 m hohen Pico Suecia ragen die höchsten Berge der Karibikinsel in dem Municipio auf. Die Region ist überaus beliebt bei Wanderern, die mit Vorliebe die Gipfel besteigen oder der ehemaligen Kommandozentrale Fidel Castros einen Besuch abstatten, die im Dickicht verborgen liegt. Der Name des Verwaltungsbezirkes geht auf den Taino-Indianer Guamá zurück. Der Häuptling führte im Jahr 1530 einen Aufstand gegen die spanischen Eroberer an, der mit einer Niederlage für die indigenen Ureinwohner endete.
Ausflug zum Castillo del Morro
Rund zehn Kilometer südlich des Stadtzentrums von Santiago de Cuba erhebt sich die spanische Festung Castillo de San Pedro de la Roca, umgangssprachlich als Castillo de Morro bezeichnet, auf einem Felsvorsprung am Meer. Das Bollwerk wurde im 17. Jahrhundert zum Schutz vor Piratenüberfällen gebaut. Santiago war permanent den Übergriffen von Freibeutern ausgeliefert, die es auf die Reichtümer der Handelsmetropole und Hafenstadt abgesehen hatten. Zwischenzeitlich waren bis zu 300 Soldaten im Castillo del Morro stationiert. Im 20. Jahrhundert hatte die Festung keine militärische Bedeutung mehr und das Bauwerk verfiel zunehmend. Erst in den 1960er Jahren begannen Restaurierungsarbeiten, die dazu führten, dass die Verteidigungsanlage im Jahr 1997 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen wurde. Seit 1978 ist hinter den wuchtigen Mauern ein Museum untergebracht. Die Aussicht von den Festungsmauern auf das Karibische Meer ist bei klarem Wetter grandios.
Strände bei Santiago de Cuba
Rund um das Stadtzentrum von Santiago de Cuba verteilen sich mehrere Strände am Karibischen Meer, die sowohl von Einheimischen als auch von Touristen für eine erfrischende Abkühlung genutzt werden. Der Stadtstrand Playa Siboney liegt ca. 20 km außerhalb des historischen Stadtkerns. Der kleine Sandstrand ist vor allem bei den Stadtbewohnern beliebt. Touristen verirren sich nur selten an diesen Küstenabschnitt. Zum gleichnamigen Hotel gehört der Strand Playa Bucanero. Er empfängt die Besucher mit feinem weißen Sand und bietet einen traumhaften Blick auf die bewaldeten Hänge der Sierra Maestra. Lebhaft geht es an der Playa Cazonal zu. Der Strand verfügt über Schatten spendende Bäume und das flache Wasser im Uferbereich erwärmt sich schnell. Bei der Playa Caletón Blanco ist der Name Programm. Feiner weißer Puderzuckersand lädt zum Relaxen im Sonnenschein ein, während die Wellen der Karibik sanft am flachen Ufer ausrollen. Weniger zum Baden als vielmehr zu einer Wanderung lädt das idyllische Inselchen Cayo Granma ein. Das Eiland liegt in der Bucht von Santiago und ist mit ihren hölzernen Fischerhäusern und der weiß getünchten Iglesia de San Rafael ein beliebtes Ausflugsziel.