Havanna empfängt seine Besucher mit einem ganz speziellen Mix, der den Charme der kubanischen Hauptstadt ausmacht: Farbenfrohe Kolonialgebäude, kunterbunte Oldtimer in karibischen Farben und lebensfrohe Bewohner, die bei Musik und Tanz die materielle Armut vergessen.
Havanna – UNESCO-Weltkulturerbe an Kubas Nordküste
Kubas Hauptstadt zählt nicht nur zu den ältesten Kolonialsiedlungen auf dem amerikanischen Kontinent. Havanna besitzt die größte im Kolonialstil erbaute Altstadt der Welt. Die Welterbekommission der UNESCO entschied im Jahr 1982, dieses architektonische Kleinod in die Liste des Welterbes der Menschheit aufzunehmen. Das historische Stadtzentrum trägt den Namen La Habana Vieja und erstreckt sich auf einer Fläche von 437 Hektar. Der wechselvollen Geschichte verdankt Havanna ein einzigartiges Stadtbild, bei dem Kolonialbauten aus dem 17. Jahrhundert um barocke, neoklassizistische und Bauwerke im Art-déco-Stil ergänzt werden. In den Straßen und auf den Plätzen pulsiert das Leben. Motorräder knattern vorbei und das Röhren mischt sich in das Dröhnen der Motoren bonbonfarbener Ami-Schlitten. Touristen zücken ihre Fotoapparate, um Cadillacs, Fords und Chevrolets aus den 40er und 50er Jahren vor der Kulisse prächtiger Kolonialbauten abzulichten.
Geografische Lage der kubanischen Hauptstadt
Havanna liegt an der Nordwestküste Kubas. Hier treffen der Atlantische Ozean und das Karibische Meer zusammen. Die Inselkette der Großen Antillen, zu der auch Kuba gehört, liegt wie eine Barriere im Wasser und trennt den Golf von Mexiko vom Atlantik. Nördlich von Havanna liegen die Florida Keys im Meer. Die Inselgruppe ist dem US-amerkikanischen Festland vorgelagert und sie bilden den südlichsten Punkt der Vereinigten Staaten, nach Hawaii. Die kubanische Hauptstadt wurde im Jahr 1519 gegründet und die Wahl des Standortes war wohl durchdacht. Das Stadtgebiet von Havanna erstreckt sich an der natürlichen Bucht Puerto de Carenas, die heute den Hafen der Metropole beherbergt. Die Meeresbucht schuf der Fluss Almendares. In seinem Delta liegen drei größere Nebenbuchten, in denen sich die Haupthäfen Atarés, Marimelena und Guanabacoa befinden. Die Landschaft an diesem Küstenabschnitt ist hügelig, wenngleich die Altstadt nahezu auf der Höhe des Meeresniveaus liegt. Östlich und westlich der Stadt steigt das Gelände an und geht in hügeliges Terrain über.
Stadtgründung und strategische Bedeutung
Die Gründung von Havanna erfolgte im Jahr 1519 durch die spanischen Kolonialherren als Militärstützpunkt und Handelshafen. Die Lage an der Bucht Puerto de Carenas machte die Stadt in der Folge zu einem idealen Ausgangspunkt für spanische Eroberungsfeldzüge. Der Reichtum, den die Spanier anhäuften, rief Piraten auf den Plan, die sich ihren Anteil an der Beute sichern wollten. Mehrfach wurde Havanna im 16. Jahrhundert angegriffen und geplündert. Im Jahr 1538 wurde die Siedlung niedergebrannt. Die Spanier ließen in der Folge wehrhafte Festungen erbauen, die den Hafen Havannas schützen sollten. Das älteste erhaltene Festungsbollwerk ist das Castillo de los Tres Reyes del Morro, mit dessen Bau im Jahr 1589 begonnen wurde. Die Festung steht auf einem Felsen an der Ostseite der Hafeneinfahrt. Bereits einige Jahrzehnte zuvor, im Jahr 1552, wurde Havana zur Hauptstadt der Karibikinsel Kuba ernannt. Davor befand sich der Gouverneurssitz in Santiago de Cuba an der Südküste. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung im 17. Jahrhundert begann eine rege Bautätigkeit. Viele Kolonialbauten im Herzen der Altstadt stammen aus dieser Zeit. Havanna wuchs stetig und war zur Mitte des 18. Jahrhunderts die drittgrößte Stadt auf dem amerikanischen Kontinent. Nur in Lima und in Mexiko-City lebten damals mehr Menschen.
Siebenjähriger Krieg: Die Besetzung Havannas
Der Siebenjährige Krieg von 1756 bis 1763 verschob die Machtverhältnisse innerhalb Europas. Damals kämpfte Preußen in einer Allianz mit Großbritannien gegen die Truppen der österreichisch-kaiserlichen Habsburgermonarchie, die einen Pakt mit Frankreich und Russland eingegangen waren. Der Krieg wurde bis in die Karibik getragen und im Jahr 1762 besetzten britische Truppen die kubanische Hauptstadt Havanna. Ein Jahr später war der Krieg vorbei und die Engländer zogen sich zurück. Kaum war die Insel wieder in spanischem Besitz, begannen die Kolonialherren mit dem Ausbau der Stadt zur Festung. Ab 1763 wurde mit der Errichtung des Fortaleza de San Carlos de la Cabaña begonnen. Der Bau des größten spanischen Festungsbollwerks auf dem amerikanischen Kontinent erstreckte sich über einen Zeitraum von elf Jahren. Heute sind hinter den Mauern der Verteidigungsanlage mehrere Museen untergebracht.
Wachsender Wohlstand im 19. Jahrhundert
Der rege Handel mit den Staaten Nord- und Mittelamerikas führte im 19. Jahrhundert zu wachsendem Wohlstand in Havanna. Grund dafür waren unter anderem steigende Exporte von Zuckerrohr und Tabak. Die Gewinne der überwiegend weißen Farmer sprudelten, auch, weil die Sklaverei erst im Jahr 1886 abgeschafft wurde. Nach dem Ende des spanisch-amerikanischen Krieges am Ende des 19. Jahrhunderts, der mit einer Besetzung Kubas durch amerikanische Truppen endete, gewann die aufstrebende Großmacht aus Nordamerika zunehmend Einfluss auf der Karibikinsel. Im Jahr 1902 wurde der erste kubanische Präsident gewählt, der seinen Sitz in Havanna hatte. Das schillerndste Beispiel für den amerikanischen Einfluss ist bis heute das kubanische Kapitol im Herzen der Altstadt. Als architektonisches Vorbild diente das Kapitol in Washington D.C., das bis heute Sitz des amerikanischen Kongresses ist. In den 1930er Jahren entstanden in Havanna zahlreiche Spielcasinos, Luxushotels und Nachtclubs und die Metropole wurde zu einem bedeutenden Touristenziel.
Auswirkungen der kubanischen Revolution
Der Sieg der kubanischen Revolution im Jahr 1959 hatte auf die Hauptstadt Havanna ganz konkrete Auswirkungen. Die Pflege des kolonialen Erbes in der Altstadt hatte für die kommunistischen Machthaber um Fidel Castro keine Priorität. Stattdessen ging das Regime das Versprechen an die Bevölkerung, die soziale Situation zu verbessern, auf spezielle Art an. In den 1970er und 1980er Jahren entstanden ganze Stadtteile in sozialistischer Plattenbauweise. Unternehmen wurden im großen Stil enteignet und verstaatlicht. Erst mit der Aufnahme der historischen Altstadt La Habana Vieja in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes wurde ein Sanierungsprozess angestoßen, der bis heute anhält. Seither wurden zahlreiche Kolonialbauten saniert und die Gebäude erstrahlen in frischem Glanz. Zwar bröckelt in vielen Nebenstraßen immer noch der Putz von den Wänden, doch die einst stolze Hafenmetropole scheint den Dornröschenschlaf beendet zu haben und zu alter Schönheit zurückzufinden.
Die historische Altstadt La Habana Vieja
Ein Schmuckkästchen ist die historische Altstadt La Habana Vieja mit ihren prunkvollen Bauten aus der Kolonialzeit. Zahlreiche Gebäude aus dem 17. und 18. Jahrhundert sind saniert und die Fassaden erstrahlen in frischen Pastellfarben. Pink, Türkis, Ockerfarben und in leuchtendem Orange präsentieren sich die Häuserzeilen. In den Erdgeschossen liegen Arkadengänge und darüber stapeln sich Fensterreihen mit schmiedeeisernen Balkonen, die von Säulenbalustraden auf den Flachdächern abgeschlossen werden. Über 900 Bauwerke aus verschiedenen Epochen der Zeitgeschichte haben im Altstadtviertel von Havanna geschichtliche Bedeutung. Allein vier große Plätze liegen in dem 4,37 km² großen Areal, wobei der Plaza de la Catedral seit der Gründung der Stadt das religiöse Zentrum ist. Kopfsteinpflasterstraßen führen weiter zur Plaza Vieja, die von farbenfrohen Kolonialbauten eingerahmt wird. Auf der Plaza de Armas wird regelmäßig ein Büchermarkt abgehalten und die Plaza de San Francisco war einst Standort einer Werft.
Sehenswürdigkeiten in Havanna
Die gesamte Altstadt Havannas hinterlässt bei Besuchern den Eindruck eines riesigen Freilichtmuseums. Die meisten Sehenswürdigkeiten der Stadt befinden sich im La Habana Vieja. Zu den eindrucksvollsten Bauwerken gehört der ehemalige Gouverneurspalast Palacio de los Capitanes Generales. Seine Fassade nimmt einen Großteil der Ostseite der Plaza de Armas ein. Der Palast ist ein Beispiel für die kubanische Barockarchitektur. Die Vorderseite wird von einer Säulenarkade im Erdgeschoss dominiert. Der rechteckige Innenhof ist üppig bepflanzt. Die Räume des Gouverneurs im obersten Stockwerk sind noch mit dem Originalmobiliar aus dem 19. Jahrhundert ausgestattet. Teile des Gouverneurspalastes sind heute ein Museum und können besichtigt werden. Neben dem Palacio de los Capitanes Generales gehören mehrere spanische Festungen, die Kathedrale La Catedral de San Cristóbal, das Capitol und das Revolutionsmuseum zu den Attraktionen in der Innenstadt.
La Catedral de San Cristóbal- die bedeutendste Kirche Havannas
La Catedral de San Cristóbal ist ein prächtiger Barockbau an der Plaza de la Catedral. Das Gotteshaus ist eine von elf Kathedralen in der kubanischen Hauptstadt und gleichzeitig das religiöse Zentrum des Landes. Baubeginn war im Jahr 1748, wobei Korallenblöcke aus dem Golf von Mexiko als Baumaterial dienten. Die Arbeiten an der Kathedrale zogen sich über einen Zeitraum von 29 Jahren hin und erst im Jahr 1777 war die Kirche fertiggestellt. Die verspielte Barockfassade der Vorderfront wird von zwei Türmen flankiert, wobei der Kirchturm an der rechten Seite deutlich breiter ist als sein Pendant an der linken Seite. Hervorspringende Giebel, säulenartige Pilasterstrukturen und zahlreiche Kurven machen die Fassade unverwechselbar. Im Innenraum der Kathedrale tragen massive Steinsäulen die Decken der Schiffe. Weißer und schwarzer Marmor wurde als Bodenbelag verwendet und zahlreiche Gemälde hängen an den Wänden.
Kapitol – Prunkbau aus dem Jahr 1929
Mit einem Schmunzeln im Gesicht nehmen die meisten Besucher Havannas das Kapitol in Augenschein. Dass ausgerechnet in einem sozialistisch regierten Land eine exakte Kopie des amerikanischen Symbols der Macht eine der Hauptsehenswürdigkeiten ist, mutet ein wenig seltsam an. Das Kapitol von Havanna ist ein Nachbau des Kapitols in Washington D.C., in dem der US-Kongress seinen Sitz hat und in dem die Sitzungen von Senat und Repräsentantenhaus stattfinden. Das Kapitol in der kubanischen Hauptstadt ist ebenfalls mit einer Kuppel und einer Säulenfront ausgestattet, wurde jedoch erst im Jahr 1929 erbaut. Damals herrschte der Diktator Gerardo Machado auf Kuba. Die prunkvollen Eingangstore bestehen aus Bronze und sind mit Reliefs verziert. Seit 2016 tagt im Kapitol von Havanna die „Nationalversammlung der Volksmacht“. Seit dem Frühjahr 2018 haben auch Besucher wieder Zutritt zum Gebäude.
Die Festungen von Havanna
Der großen wirtschaftlichen Bedeutung Havannas ist es zu verdanken, dass die Stadt ab dem 16. Jahrhundert zu einer Festung ausgebaut und durch mehrere Verteidigungsbollwerke geschützt wurde. Zu den ältesten Festungsanlagen zählt das Castillo de la Real Fuerza, das sich an der Westseite des Hafens erhebt. Erbaut wurde die Anlage von den spanischen Kolonialherren in der Mitte des 16. Jahrhunderts zum Schutz vor den sich häufenden Piratenangriffen. An der Ostseite der Hafeneinfahrt steht das Castillo de los Tres Reyes del Morro. Mit dem Bau der Festung wurde im Jahr 1589 begonnen und für knapp zwei Jahrhunderte galt das Bollwerk als uneinnehmbar. Jeden Abend um 21 Uhr wird ein Schuss aus einer der 12 Kanonen abgefeuert. Mit diesem Ritual wurde früher das Schließen der Stadttore angekündigt. Gegenüber vom Castillo Morro liegt die Festung San Salvador de la Punta. Sie ist kleiner als die anderen Kastelle, doch hatte sie eine wichtige Funktion zu erfüllen. Zwischen dem Castillo Morro und dem Castillo San Salvador wurde früher nach Einbruch der Dunkelheit eine schwere Kette gespannt, die das unerlaubte Eindringen fremder Schiffe in den Naturhafen verhindern sollte.
Centro Habana mit der Ufermauer Malecón
Als Centro Habana wird das modernere Zentrum der kubanischen Hauptstadt bezeichnet. Es erstreckt sich entlang der berühmten Ufermauer Malecón und wird von Bauwerken aus dem 19. und dem 20. Jahrhundert dominiert. In diesem Stadtviertel befinden sich das Revolutionsmuseum und das Kapitol. An der Bausubstanz im Centro Habana haben Wind, Salzwasser und Sanierungsrückstau deutliche Spuren hinterlassen. Teilweise bröckeln die Fassaden von Art-decó-Bauwerken und neoklassizistischen Gebäuden. Neben dem Kapitol ist das Gran Teatro de La Habana ein architektonisches Prunkstück in dem Stadtteil. Das neobarocke Bauwerk wurde 1914 fertiggestellt und ist die Heimat des Opernensembles und des kubanischen Nationalballetts. Im Herzen des Centro Habana steht das älteste Hotel der kubanischen Hauptstadt. Das „Inglaterra“ wurde im Jahr 1856 eröffnet. In den Abendstunden wird die Ufermauer Malecón Schaubühne und Flaniermeile zugleich. Hinter der Uferstraße erheben sich zahlreiche Repräsentativbauten aus den 1920er und 1930er Jahren.
Stadtteil Vedado mit der Plaza de la Revolución
Das moderne Stadtzentrum Havannas trägt den Namen Vedado und erstreckt sich auf einer Fläche von rund 12 km². Die meisten Häuser stammen aus den 1920er bis 1950er Jahren. Einige Wolkenkratzer weisen auf den US-amerikanischen Einfluss hin. In die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes wurde das „Hotel Nacional de Cuba“ aus dem Jahr 1930 aufgenommen. Der imposante Prunkbau sah internationale Stars und Künstler wie Marlene Dietrich, Ernest Hemingway, Buster Keaton und Errol Flynn kommen und gehen. Geschichtsträchtig ist auch das Hotel „Habana libre“. Hier residierte Revolutionsführer Fidel Castro einige Monate lang nach der Machtergreifung im Jahr 1959. Im Stadtteil Vedado liegt der größte innerstädtische Platz der Karibikinsel. Die Plaza de la Revolución wird vom Denkmal des kubanischen Nationalhelden José Marti dominiert. Darüber hinaus wird die 72.000 m² große Freifläche für politische Kundgebungen genutzt. Am Revolutionsplatz erheben sich das Teatro Nacional de Cuba, der Bau des Innenministeriums und der Sitz des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas. Die Gebäude liegen im Regierungsviertel, der Schaltzentrale der Macht auf Kuba.
Wetter und Klima in Havanna
Havanna liegt an der kubanischen Nordküste und ist damit stark dem Einfluss des Nordostpassats ausgesetzt. Die Lage in der tropischen Klimazone beschert der Metropole eine ausgeprägte Regenzeit und eine Trockenperiode. In der kubanischen Hauptstadt herrscht tropisches Savannenklima, das vom Golfstrom beeinflusst wird. Die wärmsten Monate Juni, Juli, August und September sind mit 8 bis 11 Regentagen auch die niederschlagsreichsten. Deutlich trockener wird es ab November. Bis Mai regnet es im Schnitt nur an 3 bis 6 Tagen und auch die Niederschlagsmengen liegen deutlich unter denen in der Regenzeit. Der kälteste Monat auf der Karibikinsel ist der Januar. Die Durchschnittstemperatur liegt in diesem Wintermonat bei 22 Grad. Tagsüber kann das Quecksilber auf bis zu 26 Grad klettern. Spürbar wärmer wird es im Sommer, wo regelmäßig die 30-Grad-Marke überschritten wird. Im September und Oktober erreicht die Hurrikan-Saison ihren Höhepunkt. Havanna wird von den tropischen Wirbelstürmen aufgrund der Lage an der Nordküste allerdings seltener getroffen als die südlichen Teile der Insel. Ausnahmen bestätigen die Regel, wie sich im September 2017 zeigte. Damals traf Hurrikan „Irma“ Kuba mit voller Wucht und verwüstete ganze Landstriche auf der Karibikinsel. Die Ufermauer Malecón und die Uferstraße wurden überspült und Teile der historischen Altstadt standen unter Wasser. Es waren die ersten durch einen Hurrikan hervorgerufenen Überschwemmungen in Havanna seit mehr als 60 Jahren.
Typisch für das Stadtbild: Kunterbunte Oldtimer
Mehr als 50 Jahre Isolationspolitik und Mangelwirtschaft haben auf Kuba einen Mikrokosmos der besonderen Art entstehen lassen. Das Stadtbild wird dominiert von farbenfrohen Oldtimern, die teilweise schon mehr als 70 Jahre auf dem Buckel haben. Die Ami-Schlitten aus den 1940er und 1950er Jahren mit ihren Heckflossen und Ledersitzen wirken wie Relikte aus einem anderen Zeitalter und lassen Touristen die Kameras zücken. Bis auf die Karosse ist an den Buicks, Chevrolets und Cadillacs praktisch nichts mehr im Originalzustand. Unter der Motorhaube brummen Mercedes- oder Peugeot-Motoren, die bis zu einen Liter Diesel auf zehn Kilometern schlucken.
Die Autobesitzer in der kubanischen Hauptstadt sind Improvisationstalente. Im Kofferraum werden keine Einkäufe, sondern Werkzeug transportiert. Besonders bei längeren Überlandfahrten sichern kleinere Ersatzteile und Schraubenschlüssel unter Umständen die Weiterfahrt, denn die alten Benzinfresser bleiben ständig liegen. Da wird ein 1948er Plymouth schon mal mit einem gebrauchten Hyundai-Kühler ausgerüstet, wenn das Original- oder ein Austauschbauteil den Dienst versagt. Not macht erfinderisch und die Hauptstadtbewohner sind es gewohnt, sich an die Bedingungen anzupassen. Obwohl die Kubaner seit 2014 ohne staatliche Genehmigung Autos kaufen dürfen, hängen viele Einwohner Havannas an ihren Oldtimern. Wer Lust auf eine Runde im feuerrot funkelnden Cadillac mit Weißwandreifen hat, muss in Havanna nicht lange suchen. In der Altstadt warten junge Hauptstadtbewohner mit ihren blitzenden Karossen auf zahlungskräftige Touristen. Was in Wien eine Fahrt mit dem Fiaker ist in der kubanischen Hauptstadt eine Spritztour mit einem chromblitzenden Ami-Schlitten aus den 50ern.
Havannas Nachtleben
Weltbekannt ist der Nachtclub „Tropicana“ in der kubanischen Hauptstadt Havanna. Das Revuetheater im Stadtteil Marianao wurde im Jahr 1939 eröffnet und seither verzaubern die Tänzerinnen das Publikum mit feurigen Salsa- und Conga-Rhythmen. Heute ist das „Tropicana“ in erster Linie eine Touristenattraktion, die zahlungskräftige Reisende aus Europa und den USA anzieht. Wer auf der Suche nach Bodenständigkeit und einer authentischen Atmosphäre ist, stattet einem Tanzlokal im Centro Habana oder im Altstadtviertel Vieja einen Besuch ab. Zu den angesagtesten Locations der Stadt gehört die „Fábrica de Arte Cubano“. In der umgebauten Ölfabrik treffen Kunst, Gitarrenklänge und karibische Drinks aufeinander. Mit einem urigen Ambiente empfängt die „Casa Balear“ ihre Gäste. Cuba Libre und Mojitos werden auf der Terrasse eines alten Kolonialhauses serviert. Zu einem Hotspot für Partygänger ist in den letzten Jahren das ehemalige Nobelviertel Miramar geworden. Mehrere Villen wurden zu Bars, Clubs und Restaurants umgebaut.
Authentisches Flair und Gefahren an der Ufermauer
Wer das absolut authentische Nachtleben Havannas kennenlernen will, gesellt sich nachts zum feierfreudigen Partyvolk an der Ufermauer Malecón. Zu dröhnenden Beats aus nostalgischen Ghetto-Blastern lassen sich die Einheimischen selbst gemixte Cocktails auf Rum-Basis schmecken. Für Nachschub an Eis und alkoholfreien Getränken sorgen die sogenannten „Granizado“-Verkäufer. Vorsicht sollten Touristen trotz aller Freundlichkeit der Habaneros walten lassen. Prostitution und Taschendiebstähle sind auch im sozialistisch regierten Kuba kein Fremdwort und dunkle Seitenstraßen sollten ortsunkundige Besucher besser meiden.
Allgegenwärtige Musik in Havanna
Ohne Musik ist die kubanische Hauptstadt nur schwer vorstellbar. Selbst Touristen lassen sich vom an- und abschwellenden Sound in den Straßen der Altstadt mitreißen. Musikfetzen dringen aus Restaurants und Bars auf die Straße, Straßenmusiker lassen die Finger über die Gitarrensaiten tanzen und in den Abendstunden tanzen lebensfrohe Habaneros auf der Plaza de la Catedral zu den Klängen des Son. Der traditionelle Musikstil stammt wie die Rumba, der Mambo und die melodramatischen Boleros von der Karibikinsel Kuba. Der legendäre Buena Vista Social Club hauchte diesem Klassiker Ende der 1990er Jahre neues Leben ein. In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts verschmolzen die unterschiedlichen Musikstile Kubas zu einer „Einheitssoße“, der „Salsa“ eben. Beim Musizieren und Tanzen werden die Probleme, die die kommunistische Herrschaft mit sich bringt, zur Nebensache. Für die Einwohner Havannas waren die karibischen Rhythmen immer Lebenselixier und ein Ventil zugleich, mit deren Hilfe die Flucht aus dem Alltag gelingt.
Anreise in die kubanische Hauptstadt
Die Anreise nach Havanna erfolgt von Europa aus auf dem Luftweg. Von Deutschland aus wird die kubanische Hauptstadt unter anderem von Frankfurt/M., München, Berlin, Düsseldorf und Hamburg aus angeflogen. Teilweise handelt es sich um Flüge mit einem Zwischenstopp. Neben den deutschen Fluglinien Eurowings und Lufthansa bieten auch Air France und Air Canada Flüge nach Havanna an. Wer einen anderen als den internationalen Flughafen der Hauptstadt zur Anreise nutzt und keinen Mietwagen gebucht hat, gelangt mit den Viazul-Bussen nach Havanna. Von Städten und Regionen wie Varadero, Holguin, Baracoa und Santiago de Cuba gibt es mehrmals täglich Linienbusverbindungen. Die Ankunft erfolgt immer am Busterminal in der Avenida 26 im Süden der Stadt. Zugverbindungen bestehen unter anderem von Pinar del Rio, Santiago de Cuba und Guantánamo. Wegen des begrenzten Platzangebotes sollten die Tickets mehrere Tage im Voraus reserviert werden.