Cienfuegos ist eine Hafenstadt mit rund 172.000 Einwohnern an der Südküste Kubas. Den zahllosen hervorragend erhaltenen Kolonialbauten aus dem 19. Jahrhundert verdankt die Stadt den Beinamen „Perle des Südens“.
Cienfuegos: Provinzhauptstadt an der Jagua-Bucht
Die Jagua-Bucht liegt an der Südküste Kubas und gehört mit einer Fläche von mehr als 88 km² zu den größten Buchten der Karibikinsel. In der Umgebung von Cienfuegos erstrecken sich Küsten, die einen Wechsel von Sandstränden, Mangrovenwäldern und Felsplateaus bieten. Südöstlich der Stadt liegt die Laguna de Guanaroco an der Küste des Karibischen Meeres. Sie wird von den Flüssen Caunao und Atimao gespeist und ist die Heimat einer artenreichen Tier- und Pflanzenwelt. Unter anderem leben sieben Reiherarten und eine große Kolonie Flamingos an dem seichten Gewässer. Cienfuegos ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Süden der Karibikinsel. Rund 172.000 Menschen leben in der Küstenstadt, die somit auf Rang 6 der bevölkerungsreichsten Städte Kubas liegt. Die historische Altstadt ist ein architektonisches Juwel aus der Kolonialzeit. Anders als in anderen Kolonialzeit-Metropolen Kubas dominieren französische Einflüsse das Stadtbild.
Klima und Wetter
Wie die gesamte Karibikinsel Kuba liegt Cienfuegos in der tropischen Klimazone. Bedingt durch die Lage an der Küste liegen die Tagesdurchschnittstemperaturen im Jahresvergleich niedriger als im Inselinneren. Die wärmsten Monate sind der Juli und der August mit einer durschnittlichen Tagestemperatur von 27 °C. Im Januar ist es rund fünf Grad kälter. In Cienfuegos sind maritime Einflüsse deutlich spürbar. Die Luftfeuchtigkeit ist das ganze Jahr hindurch hoch. Es gibt eine trockene Witterungsperiode und eine Regenzeit. Am feuchtesten sind die Monate von Mai bis Oktober. Mit dem Abklingen der Hurrikan-Saison ab Mitte Oktober setzt die Trockenzeit ein, die bis Ende April anhält. Kuba liegt im Einzugsgebiet des Nordostpassats. Demzufolge weht der Wind das ganze Jahr hindurch aus dieser Richtung. Im Jahr 2005 traf der Hurrikan „Dennis“ die Provinzhauptstadt mit voller Wucht. In der Spitze wurden Böen mit einer Windgeschwindigkeit von 285 km/h gemessen.
Geschichtliches: Von der Landung der Spanier bis zur Stadtgründung
Erstmalig beschrieben wurde die Jagua-Bucht von Christoph Kolumbus im Jahr 1494. Die spanischen Eroberer gaben der Bucht den Namen Cacicazgo de Jagua. Damals war die Küstenregion noch von kubanischen Taino-Ureinwohnern besiedelt. Die Bezeichnung Cacicazgo ist ein Lehnwort aus der Sprache der Taino-Indianer. Die Spanier begannen mit der Besiedlung des Küstenabschnittes an der Jagua-Bucht, doch eine Stadt wurde nicht gegründet. Stattdessen errichteten sie im Jahr 1745 ein Fort mit dem Namen Nuestra Señora de los Ángeles de Jagua, mit dem dieser Küstenabschnitt gegen Piratenüberfälle verteidigt werden sollte. Zur Mitte des 18. Jahrhunderts nahm die Zuckerproduktion Fahrt auf und rund 50 Jahre später wurde mit dem Bau eines Hafens begonnen, um den Zucker in die alte Welt nach Europa zu transportieren.
Gründung von Cienfuegos im Jahr 1819
Die Gründung der Stadt Cienfuegos erfolgte im Jahr 1819 mit einer Besonderheit. Es waren nicht spanische Siedler, die sich im Schutz der Festung niederließen, sondern französische Familien, die von den umliegenden französischen Kolonien übersiedelten. Zwar stand die Stadt unter spanischer Kontrolle, doch im Jahr 1825 begann nach einem zerstörerischen Sturm ein französischer Stadtplaner mit dem Wiederaufbau nach dem Vorbild französischer Städte. Noch heute ist das typische Schachbrettmuster im Straßennetz von Cienfuegos zu erkennen. In keiner andere Stadt auf Kuba ist der französische Einfluss in der Architektur derart dominant wie in der Hafenmetropole an der Jagua-Bucht. Die französische Dominanz fand ihren Höhepunkt im Bau eines Triumphbogens am Parque Josè Marti – übrigens das einzige Bauwerk dieser Art auf der gesamten Karibikinsel. Das Stadtwappen wurde im Jahr 1831 entworfen und 17 Jahre später am 4. Juli 1848 vom Stadtrat offiziell angenommen. Es ist rechteckig und in zwei Bereiche unterteilt. Im blauen Feld auf der Oberseite ist die stilisierte Festung von Jagua abgebildet. Im unteren silbernen Feld ist ein Jagua-Baum zu sehen, der der Bucht einst den Namen gab. Das Stadtrecht erhielt Cienfuegos erst im Jahr 1881. Damit ist die Hafenmetropole eine der jüngsten Städte Kubas.
UNESCO-Weltkulturerbe seit 2005
Die UNESCO entschied im Jahr 2005, die historische Altstadt von Cienfuegos in die Liste des Weltkulturerbes der Menschheit aufzunehmen. Tatsächlich muss die Hafenmetropole den Vergleich mit der Nachbarstadt Trinidad nicht scheuen. Das alte Stadtzentrum erstreckt sich rund um die zentral gelegene Plaza Marti. Das Gebäudeensemble ist ein Paradebeispiel für den Architekturstil der Kolonialzeit. Schmucke Paläste im neugotischen Stil wie der Palacio del Valle säumen die Straßen. Letzterer erinnert mit seinen Säulen an der Front, den Balkonen und den prächtigen Ornamenten im oberen Bereich an ein Märchenschloss. Eine Ansammlung zauberhafter Villen und Residenzen erwartet die Besucher im Viertel Punta Gorda, wo der elegante Palacio Azul sofort ins Auge fällt. Die Art-déco-Villa wurde im Jahr 1921 erbaut und ist mit ihrer himmelblauen Fassade und dem von einer halbrunden Kuppel gekrönten Turm ein beliebtes Fotomotiv.
Sehenswürdigkeiten in Cienfuegos
Die gesamte historische Altstadt Punta Gorda ist ein Kleinod kolonialer Baukunst. Ein Spaziergang über den Boulevard „El Prado“ führt an komplett renovierten Villen, Palästen und Kirchen vorbei. Wer eine Rast einlegen will, kann von der Dachterrasse des Restaurants im Palacio del Valle einen atemberaubenden Blick über die Stadt genießen. Zu den reizvollsten Plätzen in Cienfuegos gehört die Plaza Marti, in deren Mitte sich die Statue des gleichnamigen Dichters erhebt. Der Platz ist von einem malerischen Gebäudeensemble umgeben. Dominiert wird die Plaza Marti von der Catedralde la Purisma Concepción mit ihren beiden Kirchtürmen. Sie tragen ein weithin sichtbares rotes Kuppeldach. Ein weiteres markantes Gebäude ist das schmucke Teatro Tomás Terry, das zwischen 1887 und 1889 erbaut wurde. Finanziert wurde der Bau aus dem Nachlass eines venezolanischen Zuckerbarons. Sofort ins Auge fällt an der Plaza Marti der Palacio Ferrer mit seinem arkadenartigen Säulengang im Erdgeschoss. Das Gebäude wurde im Stil des Neurokoko erbaut und ist mit seiner hellblauen Fassade ein Blickfang.
Arc de Triomphe am Parque Marti
Das ungewöhnlichste Bauwerk in der Welterbestadt Cienfuegos ist der Arc de Triomphe am Parque Marti. Der Triumphbogen wurde im Jahr 1902 fertiggestellt und ist der einzige dieser Art auf Kuba. Die französischen Siedler erbauten ihn in Erinnerung an ihre Heimat, wo der Arc de Triomphe an der Place Charles-de-Gaulle längst zu einem Wahrzeichen von Paris geworden ist. Der Triumphbogen in Cienfuegos hat drei nebeneinanderliegende Bögen, wobei der mittlere Torbogen der höchste ist. Bei der Grundsteinlegung wurden einige Gold- und Silbermünzen im Fundament hinterlassen. Die drei Fahnenmasten auf dem Bauwerk wurden erst nach der Machtübernahme der Sozialisten nach der kubanischen Revolution installiert.
Nuestra Señora de los Ángeles de Jagua: Die spanische Jagua-Festung
Im Jahr 1745 ließen die Spanier eine wehrhafte Festung in der Jagua-Bucht errichten, die den Küstenstreifen vor Piratenüberfällen schützen sollten. Das Verteidigungsbollwerk war das erste größere Bauwerk an der Jagua-Bucht und zählt zu den Touristenmagneten in Cienfuegos. Zum Bau wurde Kalkstein verwendet. Die Festung verfügt über eine intakte Zugbrücke, einen steinernen Wachturm und eine Wehrmauer, die von einem Wassergraben umgeben ist. Zwei zylinderförmige Wachtürme flankieren den Hauptplatz im Inneren der Burg. Die Schießscharten sind zur Bucht ausgerichtet und erlaubten die Abwehr von Angriffen, die von der Wasserseite aus erfolgten. Hinter den dicken Mauern ist heute ein Museum untergebracht, das die Bauphasen der Festung und die Gefahren durch Piraten im 18. Jahrhundert dokumentiert. Zu sehen sind das Büro des Kommandanten mit einem Original-Schreibtisch im Renaissance-Stil, die Kapelle mit religiösen Reliquien und eine Folterkammer mit Ketten und Folterwerkzeugen.
Der Botanische Garten vor den Toren der Stadt
Rund 15 km außerhalb von Cienfuegos liegt der Botanische Garten Jardin Botánico Soledad. Er wurde im Jahr 1901 gegründet und ist die älteste Parkanlage auf Kuba. Hinter dem Eingang nimmt eine von Königspalmen gesäumte Allee ihren Anfang, die in das Palmental führt. Hier erwartet die Besucher eine der imposantesten Palmensammlungen der Welt. Auf vergleichsweise engem Raum versammeln sich über 300 Palmenarten aus allen Teilen der Welt. Darüber hinaus gibt es weitere Vertreter der tropischen Vegetation wie rund 400 Orchideenarten, ca. 65 Feigenarten und knapp 30 Bambusarten zu bewundern. Richtung Ausgang befindet sich eine kleine Bar, an der – passend zum Ambiente – frische Kokosnüsse verkauft werden.
Playa Rancho Luna: Bade- und Schnorchelparadies am Karibischen Meer
Rund 20 km südlich von Cienfuegos liegt das Bade- und Schnorchelparadies Playa Rancho Luna an der Küste des Karibischen Meeres. Weißer Korallensand und türkisblaues Meer lassen karibische Träume wahr werden. Einige Hotels befinden sich an dem Traumstrand in der Jagua-Bucht. Dem Strand vorgelagert ist ein lang gestrecktes Korallenriff. Es hält die Brandung fern und ist ein artenreicher Lebensraum unterhalb der Wasseroberfläche. Schnorchler und Taucher kommen an dem Riff auf ihre Kosten. Farbenfrohe Korallen krallen sich am Kalkstein fest und Doktor- und Clownsfische umkreisen die Korallenstöcke. Das Notre Dame Riff reicht bis fünf Meter unter die Wasseroberfläche empor und ist das höchste auf dem amerikanischen Kontinent.
Mehrere Diving-Center haben sich am Strand Playa Rancho Luna niedergelassen. Die Tauchschulen bieten Kurse in verschiedenen Schwierigkeitsgraden und geführte Tauchexpeditionen in die Küstengewässer an. Auf dem Programm stehen unter anderem Spezialangebote wie Nachttauchen, Höhlentauchen und Wracktauchen. Letzteres erfreut sich besonders bei geschichtsinteressierten Tauchern und Hobbyarchäologen großer Beliebtheit. Eine Besonderheit wartet zwischen August und November auf tauchsportbegeisterte Urlauber. In diesem Zeitraum tauchen immer wieder Walhaie vor der kubanischen Küste auf. Die riesigen Meeresbewohner sind ein lohnendes Ziel für einen Tauchausflug oder eine Whale-Watching-Tour.