Pinar del Rio ist die westlichste Provinz Kubas. Das landschaftliche Highlight in dieser Region ist das malerische Viñales-Tal mit seinen Tabakplantagen, den buckeligen Karstbergen und den zahlreichen Höhlen und Grotten.
Pinar del Rio: Tabakplantagen, Karstgebirge und Mangrovenwälder
In der Provinz Pinar del Rio ist die Natur der Star. Die drittgrößte Provinz Kubas liegt im äußersten Westen der Karibikinsel. Der Golf von Mexiko bildet die nördliche Begrenzung, während das Karibische Meer im Süden an Pinar del Rio grenzt. Eine Kette kleiner Inseln, die als Los Colorados bezeichnet werden, liegt vor der Nordküste im Meer. Dominiert wird die Region vom Gebirgszug Cordillera de Guaniguanico. Er ist 175 km lang und der höchste Gipfel ragt 699 m hoch in den Himmel auf. Sumpfige Küstenlandschaften erstrecken sich nördlich und südlich des Höhenzuges. Weiße Traumstrände gibt es nur wenige in der Provinz Pinar del Rio. Weite Teile der Küste sind von Mangrovenwäldern bedeckt. Wo die tropischen Salzwasserpflanzen fehlen, besteht die Küste aus scharfkantigen Felsklippen. Teil der Gebirgskette sind die Höhenzüge Sierra del Rosario und Sierra de los Órganos. Zwischen den verkarsteten Bergketten erstreckt sich das malerische Viñales-Tal. In dem immergrünen Tal wird Tabak von hoher Qualität angebaut und in der Provinzhauptstadt zu Zigarren verarbeitet.
Die quirlige Provinzhauptstadt
Die Provinzhauptstadt trägt den gleichen Namen wie die Provinz Pinar del Rio. Die 191.000 Einwohner zählende Metropole liegt nicht an der Küste, sondern im Binnenland unweit des Viñales-Tal am Fluss Rio Guamá. Gegründet wurde die Stadt im Jahr 1669. Einst umgaben ausgedehnte Kiefernwälder das Stadtgebiet, die gleichzeitig als Namensgeber fungierten. Pinar del Rio heißt in der Übersetzung so viel wie „Pinienhain am Fluss“. Dem Tabakanbau verdankt die Stadt ihren schnellen Aufstieg. Die exzellente Qualität der nikotinhaltigen Pflanzen kurbelte die Nachfrage an und die Stadt wuchs schnell. Selbst in der Gegenwart ist Pinar del Rio die „Tabakhauptstadt Kubas“. Etwa 80 Prozent der gesamten Tabakproduktion des Landes stammt aus der westlichsten Provinz der Karibikinsel. Heute zählt die Provinzhauptstadt zu den wohlhabendsten Städten Kubas. Das war nicht immer so. Nach der kubanischen Revolution galt die gesamte Provinz als „Armenhaus“ der Karibikinsel. Das änderte sich erst, als Pinar del Rio an die Westautobahn angeschlossen wurde.
Sehenswürdigkeiten in Pinar del Rio
Pinar del Rio ist eine quirlige Metropole. In den Straßen quetschen sich amerikanische Straßenkreuzer, knatternde Mopeds, Lkws russischer Bauart, Pferdefuhrwerke und Radfahrer aneinander vorbei. Das Stadtbild im historischen Zentrum wird von eingeschossigen Häusern im Kolonialstil geprägt. Sie sind himmelblau, gelb, mintgrün oder orange getüncht und verfügen mehrheitlich über eine überdachte Terrasse an der Straßenseite. Typisch für Kuba ist auch, dass an vielen Fassaden der Putz bröckelt. Deutlich sichtbare Spuren des Verfalls trägt unter anderem das ehemalige Hotel Comercio. Der einst schmucke Kolonialbau ist heute eine Ruine. Ganz anders die Kathedrale San Rosendo im Stadtzentrum von Pinar del Rio. Das dreischiffige Gotteshaus wurde im neoklassizistischen Stil erbaut und ist mit zwei Kirchtürmen ausgestattet. Ein markantes Gebäude im Herzen der Stadt ist der Palacio Guasch. Er wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbaut und vereint Architekturmerkmale aus Indien, Ägypten und dem Orient. In dem Bauwerk ist ein Naturkundemuseum untergebracht.
Fabrica de Bebidas Casa Garay – Likörmanufaktur im Stadtzentrum
Südlich der Kathedrale, an der Straße Isabel Rubio, befindet sich eine Sehenswürdigkeit der besonderen Art: Die Likörfabrik Fabrica de Bebidas Casa Garay. Seit 1892 wird in dem Gebäude eine alkoholische Spezialität auf Rum-Basis hergestellt. Sie trägt den Namen Guayabita del Pinar und wird in zwei Varianten angeboten. Die süße Variante heißt Dulce und ähnelt bezüglich der Konsistenz und des Alkoholgehaltes einem Likör. Die trockene Version ist hochprozentiger und mit Rum vergleichbar. Der Name der Spezialität kommt von einer kleinen Guaven-Art, die nur in der fruchtbaren Provinz Pinar del Rio wächst. Nach einer festgelegten Reifezeit in Eichenfässern werden die alkoholischen Getränke in Flaschen abgefüllt und im anliegenden Geschäft zum Verkauf angeboten. In jede Flache kommt vorher eine handverlesene Beere. Die Fabrica de Bebidas Casa Garay kann im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich. Gegen ein kleines Trinkgeld führt eine Mitarbeiterin die Besucher durch die Produktionsstätten und Lagerräume.
Finca El Pinar Vegas Robaina – Kubas berühmteste Tabakplantage
15 km vor den Toren der Provinzhauptstadt liegt die berühmteste Tabakplantage Kubas. Seit 1845 wird hier Tabak von exzellenter Qualität angebaut. Benannt ist die Plantage nach dem gleichnamigen Gründer. Jahrzehntelang leitete Don Alejandro Robaina den Betrieb, in dem erstklassige Zigarren gedreht werden. Nach ihm wurde sogar eine Zigarrensorte benannt (Vegas Robaina). Die Finca El Pinar Vega Robaina ist ein Pilgerort für Zigarrenliebhaber aus der ganzen Welt. Im Rahmen einer Führung können interessierte Besucher das Anwesen erkunden und den Angestellten bei der Zigarrenherstellung über die Schulter schauen. Noch heute werden Zigarren in Handarbeit gedreht. Der spanischen Sprache sollten die Gäste allerdings mächtig sein, denn die Führungen werden nur in der Landessprache durchgeführt. Selbstverständlich können die „Habanos“ direkt vor Ort gekauft werden.
Valle de Viñales – Naturparadies und UNESCO-Welterbe
Mit Postkartenidylle empfängt das zauberhafte Valle de Viñales seine Besucher. Das grüne Tal liegt zwischen dem Bergrücken Sierra del Rosario und dem Orgelpfeifengebirge und gehört seit 1999 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Beim ersten Blick in das immergrüne Viñales-Tal sind die meisten Besucher überwältigt. Mächtige Königspalmen erheben sich aus der rostroten Erde, buckelige Karstfelsen scheinen aus der Ebene zu wachsen und schnurgerade Tabakpflanzungen umgeben schneeweiß getünchte Bauernkaten. Bis zu 400 m hoch sind die von üppiger tropischer Vegetation überwucherten Karstkegel, die sich an vielen Orten aus der Ebene erheben. Im Zentrum dieser Idylle liegt das verschlafene Dorf Viñales mit seinen blauen, gelben und mintgrünen Kolonialhäusern. Das Viñales-Tal erkundet man am besten zu Fuß oder mit dem Fahrrad. An Bananenstauden und Barrigona-Palmen vorbei, geht es auf rötlich-braunen Sandwegen durch die Tabakfelder. Das Mikroklima im Valle de Viñales lässt den besten Tabak Kubas gedeihen. Er wird in Tabakfabriken in Pinar del Rio und Umgebung getrocknet und zu Zigarren gedreht.
Spektakuläre Karsthöhlen im Valle de Viñales
Zu den landschaftlichen Highlights im Viñales-Tal gehören neben den Buckelbergen die als „Mogotes“ bezeichneten Karsthöhlen. Unzählige von diesen Grotten gibt es in dieser Region und einige sind für die Öffentlichkeit zugänglich, wie die Cueva del Indio. Die Höhle liegt nördlich des Dorfes Viñales und ist über einen betonierten Fußweg erschlossen. Bereits wenige Schritte hinter dem Eingang wird es spürbar kühler bei einem gleichzeitigen Anstieg der Luftfeuchtigkeit. Die Kleidung klebt am Körper, doch der Fußweg ist nicht lang. Am Ende des Weges wird in Boote umgestiegen und die Fahrt bis zum Ausgang erfolgt auf einem unterirdischen Fluss. Deutlich kleiner als die Cueva del Indio ist die Cueva de san Miguel, in deren Eingangsbereich sich ein Restaurant befindet. Die Caverna de Santo Tomás liegt zwar 17 km westlich des Viñales-Tales, doch ein Abstecher zu der Karsthöhle lohnt allemal. Auf einer Länge von 46 km erstrecken sich Höhlen, Gänge und kuppelartige Felsgrotten unter der Erde. Das Höhlenlabyrinth besteht aus sieben Etagen, von denen drei im Rahmen einer Führung besichtigt werden können.
Las Terrazas – tropischer Dschungel in der Sierra del Rosario
Im Gebirgszug der Sierra del Rosario, der das malerische Viñales-Tal begrenzt, liegt der dschungelartige Regenwald Las Terrazas. Er bedeckt eine Fläche von 5.000 Hektar und ist ein Naturparadies mit einer Fülle an Tier- und Pflanzenarten. Durch den grünen Regenwald schlängelt sich das Flüsschen San Juan, das in seinem Verlauf mehrere Wasserfälle bildet. Majestätische Königspalmen ragen aus dem dichten Blätterdach auf und riesige Farne säumen die wenigen Wanderwege. Wer dem Naturparadies Las Terrazas einen Besuch abstatten will, muss sich einer geführten Tour anschließen. In gleichnamigen Ort befindet sich ein Tourismusbüro, wo interessierte Urlauber die nötigen Informationen erhalten. Wanderungen führen an kleinen Kaffeeplantagen vorbei und mitten hinein in den grünen Dschungel. 70 Vogelarten leben in dem tropischen Regenwald und mit etwas Glück erspähen Wanderer unterwegs die scheuen kubanischen Baumratten.
Peninsula de Guanahacabibes: Biosphärenreservat auf Kubas Westspitze
Das Biosphärenreservat Peninsula de Guanahacabibes liegt auf einer Halbinsel am Westzipfel Kubas. Die Region ist nahezu unbesiedelt und verfügt über eine artenreiche Flora und Fauna. Ausgedehnte Mangrovenwälder dominieren das Landschaftsbild an der Nordküste. Die Südküste verfügt über einige Sandstrände mit vorgelagerten Korallenriffen. In dem 1.200 km² großen Areal leben über 170 Vogelarten, darunter der kleinste Vogel der Welt (Hummelkolibri) und zahlreiche Papageienarten. Die Strände an der Südseite werden regelmäßig von Meeresschildkröten zur Eiablage aufgesucht. An einem Strandabschnitt befindet sich eine Krokodilfarm, wo die nur auf Kuba vorkommenden Rautenkrokodile gezüchtet werden. Die Halbinsel Peninsula de Guanahacabibes spielte in der kubanischen Geschichte eine tragische Rolle. Der marxistische Revolutionär Che Guevara ließ hier ab 1960 ein Zwangsarbeiterlager errichten. Dorthin wurden willkürlich kubanische Bürger deportiert, die nach Ansicht der Revolutionsregierung gegen die „revolutionäre Moral“ verstoßen hatten. Das Arbeitslager sollte nach dem Vorbild kommunistischer Diktaturen zur „Umerziehung“ durch harte körperliche Arbeit dienen.
Strände in der Provinz Pinar del Rio
An der Südküste der Halbinsel Peninsula de Guanahacabibes liegt an der Meeresbucht Bahia de Corrientes der Sandstrand Playa Maria la Gorda. Auf einer Länge von acht Kilometern zieht sich der feinsandige Strand an der Küste entlang. Nicht nur zum Baden und Relaxen unter Palmen ist der Strand geeignet, auch Taucher und Schnorchler kommen hier auf ihre Kosten. Vor der Küste liegt ein riesiges Korallenriff, das zu den attraktivsten Tauchrevieren auf der Karibikinsel zählt. In einer Hotelanlage befindet sich eine Tauchbasis, die organisierte Bootstouren zu dem farbenfrohen Unterwasserparadies anbietet. Besonders sehenswert sind die riesigen Bänke mit schwarzen Korallen, die von bunten Fischschwärmen umkreist werden.
Traumhafte Sandstrände befinden sich auch auf den vorgelagerten Inseln des Korallenriffs Los Colorados. Ein erstklassiges Ziel für einen Tagesausflug mit dem Boot ist die Koralleninsel Cayo Levisa. Das Eiland liegt 75 km vor der Küste der Provinz Pinar del Rio. Der weiße Sandstrand ist 2,5 km lang und nahezu unberührt. Das vorgelagerte Korallenriff gehört zu den größten der Welt und ist ein Paradies für Schnorchler und Taucher. Das einzige Hotel auf der kleinen Insel liegt direkt am weißen Sandstrand. Karibische Träume werden auf der kleinen Insel Cayo Jutias wahr, die über einen Damm mit dem kubanischen Festland verbunden ist. Das Wasser an dem weißen Sandstrand ist kristallklar und an einem Strandabschnitt befindet sich ein Tretbootverleih.