Die Sierra Maestra ist ein Gebirgszug im Osten Kubas, der sich westlich der Stadt Santiago de Cuba erstreckt. In dem Gebirge erheben sich die höchsten Berge der Karibikinsel. Der Sierra-Maestra-Nationalpark wurde eingerichtet, um die einzigartige Naturlandschaft zu schützen.
Sierra Maestra – zerklüftete Gebirgsregion im Osten Kubas
Die Sierra Maestra ist ein zerklüfteter Gebirgszug, der sich in den Provinzen Santiago de Cuba und Granma erstreckt. Das Gelände ist unwegsam. An vielen Stellen zerschneiden tiefe Canyons die Bergwelt. Üppige Gebirgsvegetation prägt das Landschaftsbild. An den Berghängen erstrecken sich Nebelwälder mit tropischer Vegetation. Noch heute liegen weit verstreut einzelne Gehöfte, deren Bewohner hauptsächlich vom Kaffee- und Obstanbau leben. Wo es der Nährstoffgehalt der Böden und die Topografie zulassen, haben die Bauern Kaffeeplantagen angelegt und Kakaobäume gepflanzt. Hier und da ragen die für Kuba typischen Königspalmen aus dem Dickicht auf. Das Gelände im Sierra-Maestra-Nationalpark ist unwegsam. Südlich des geschützten Areals fällt das Gebirge steil zum Karibischen Meer ab. Hier erstreckt sich die Riviera del Caribe. Diese Region ist über eine Straße mit dem Rest der Karibikinsel verbunden. Sie wurde erst nach der kubanischen Revolution angelegt. Bis zu diesem Zeitpunkt waren Küstenörtchen wie Uvero und Niquero ausschließlich über den Wasserweg und alte Saumpfade zu erreichen.
Pico Turquino – der höchste Berg Kubas
Mitten im Nationalpark Sierra Maestra erhebt sich der höchste Berg Kubas. Der Pico Turquino ist 1.974 m hoch und liegt auf der Grenze der Provinzen Granma und Santiago de Cuba. An seinem Fuß erstrecken sich immergrüne Regenwälder, in denen die Luftfeuchtigkeit nur selten unter die Marke von 90 Prozent sinkt. In höheren Lagen wird der tropische Regenwald von einem Nebelwald abgelöst. Der Boden ist in dieser Region dicht mit Farnen bewachsen. In der Gipfelregion geht der Bergwald in einen Pinienwald über. Kuba liegt im Einflussbereich des Nordostpassats. Bedingt durch die Höhe des Berges kommt es immer wieder zum Wolkenstau an der nördlichen und nordöstlichen Flanke, was zu ergiebigen Niederschlägen führt. Durch die folgende Sonneneinstrahlung verdunst die Feuchtigkeit und steigt als Nebel auf. Aus diesem Grund ist die Sicht vom Gipfel des Pico Turquino oft schlecht. Hinzu kommt die üppige Vegetation, die auch bei klarem Wetter und Sonnenschein nur eine unzureichende Fernsicht zulässt.
Wanderung auf den Pico Turquino
Bei einer Wanderung auf den Pico Turquino gilt: Der Weg ist das Ziel. Da der Gipfel in der Regel von Nebel verhüllt wird und die Aussicht zu wünschen übrig lässt, sollten Aktivurlauber in erster Linie den Aufstieg genießen. Wer den Auf- und Abstieg innerhalb eines Tages bewältigen will, muss die Wanderroute über den Südhang wählen. Im unteren Bereich hält sich der Nebel in Grenzen und an vielen Punkten öffnen sich fantastische Aussichten: In Richtung Norden auf die bewaldeten Gipfel der Sierra Maestra und in Richtung Süden auf das Karibische Meer. Der Wanderpfad führt immer wieder aus dem Dickicht hinaus, windet sich um Felsen und verschwindet danach wieder im Dschungel. Unter dem Blätterdach ist es schwül. Lianen hängen von den Bäumen und wilde Ananas wächst am bemoosten Weg. Teilweise führt der Aufstieg über hölzerne Stufen, die mit Bohlen in dem roten Lehmboden verankert wurden. In höheren Lagen mischen sich Hibiskusblüten und wilde Gladiolen unter die üppige Vegetation. Auf einer Höhe von 1.700 m liegt die letzte Station vor dem Gipfel.
Wichtig: Das alleinige Besteigen des Pico Turquino hat die kubanische Regierung verboten. Wanderungen auf den höchsten Berg Kubas dürfen ausschließlich unter Begleitung eines Guides erfolgen.
Comandancia de la Plata – Rebellenunterschlupf im Sierra-Maestra-Nationalpark
Der Sierra-Maestra-Nationalpark ist eng mit der Geschichte der kubanischen Revolution verwoben. Am Fuß des Pico Turquino befand sich die Kommandozentrale und der Rückzugsort für die Rebellenarmee um die Anführer Fidel Castro und Che Guevara. Von hier wurde in den 1950er Jahren der bewaffnete Widerstand gegen die Truppen des Diktators Batista organisiert. Die Comandancia de la Plata, wie der Unterschlupf genannt wurde, lag gut getarnt unter einem dichten Blätterdach im Dschungel. Nur Eingeweihte kannten den Weg zur Kommandozentrale. Die Revolutionäre wurden damals von den ortsansässigen Farmern unterstützt. Diese Campesinos versorgten die Rebellen mit Obst und Gemüse. Die meisten Bauern waren bettelarm und hatten nichts zu verlieren. Aus diesem Grund schlossen sich viele den Guerilleros an. Im Verlauf der Jahre wuchs die Zahl auf Tausende Unterstützer. Erst durch diese Unterstützung wurde die kubanische Revolution möglich.
Wanderung zum Rebellenstützpunkt
Wanderungen zu Castros Kommandozentrale nehmen im kleinen Bergdorf Santo Domingo ihren Anfang. Das Dorf liegt am Fluss Yara und ist rund 50 km von der Stadt Bayamo entfernt. Der erste Abschnitt wird unter Begleitung eines Guides mit dem Jeep zurückgelegt. Am Alto de Naranjo beginnt die Wanderung durch den Dschungel bis zur Comandancia de la Plata. Die erste Station an dem sechs Kilometer langen Wanderweg ist die Casa Medina, eine kleine Farm mit Kaffeepflanzen, Ananasstauden und Kakaobäumen. Anschließend geht es über aufgeweichte Lehmwege und moosüberwucherte Geröllhalden aufwärts, bis die ersten Hütten des Rebellenquartiers im Dickicht zu erkennen sind. Die Holzhütten sind noch heute im Originalzustand erhalten. Neben Betten, Tischen, Stühlen und zahlreichen Alltagsgegenständen stehen auch einige Munitionskisten herum. In einer Hütte war ein Lazarett untergebracht, in dem die Verwundeten notdürftig versorgt werden konnten. Die Casa Fidel dienten dem Rebellenführer Fidel Castro als Unterkunft. Sie besaß sieben Fluchtwege, einer davon als Falltür.
„Radio Rebelde“ - die Funkstation
Ein Highlight für die Besucher der Comandancia de la Plata ist die Funkstation, die in einer einfachen Holzhütte untergebracht war. Die alten Sende- und Funkeinrichtungen aus den 50er Jahren stehen noch immer an Ort und Stelle, wo sie vor knapp 70 Jahren von den Rebellen verlassen wurden. Von hier ging „Radio Rebelde“ auf Sendung, ein Piratensender, dessen primäres Ziel es war, die staatliche Propaganda des Diktators Batista zu torpedieren. Durch die Ausstrahlungen des Piratensenders gewannen immer mehr Menschen Vertrauen in die Informationen der Untergrundkämpfer. Erstmalig auf Sendung ging „Radio Rebelde“ am 24. Februar 1958. Damals befand sich die Funkstation noch in La Mesa, der Kommandozentrale von Che Guevara. Für den Betrieb der Funkstation war eine Sendeantenne erforderlich. Um diese zu platzieren, wurde ein Loch in das Blätterdach des Dschungels geschnitten. Ausgefahren wurde die Antenne nur nachts. Tagsüber wurde sie unter Palmwedeln und Farnen versteckt, damit die Truppen Batistas sie nicht aus der Luft erspähen und zerstören konnten.